„Ich kaufe ungespritztes, regionales Obst und Bio-Käse, fahre die Sachen mit dem Fahrrad nach Hause und verstaue sie wo? In Plastikbehältern aus China, die aus Erdöl bestehen und mit Schadstoffen wie Weichmachern belastet sind. Aus demselben Plastik ist auch die Dose, in die ich das Pausenbrot für mein Kind packe. Und der Löffel, mit dem ich mein Baby füttere. Dabei wollte ich doch eigentlich meine Familie vor schädlichen Chemikalien schützen, Ressourcen schonen und meinen CO2-Fußabdruck verkleinern.“
Plastik ist überall
So beschreibt Raphael Stäbler, Gründer von ajaa!, das Dilemma vieler umwelt- und gesundheitsbewusster Menschen: In bestimmten Bereichen gibt es inzwischen ein großes Bio-Angebot, zum Beispiel bei Lebensmitteln. Das macht es scheinbar einfach, umweltbewusst und schadstoffarm zu leben. Unser restlicher Alltag ist dagegen voller Gegenstände, die alles andere als nachhaltig sind. Beispielsweise hantieren wir andauernd mit Plastik. Oft denken wir gar nicht darüber nach – oder wir finden schlicht keine praktische Alternative. Solche Alternativen aus pflanzenbasiertem Kunststoff anzubieten, ist Raphaels Mission. Mit seiner Firma produziert er deshalb Frischhaltedosen, Brotboxen und Babylöffel, die auf Zuckermelasse basieren.
Die Idee entstand im Studium
Dass solche Alternativen notwendig sind, wurde Raphael schon im Studium klar. Der angehende Wirtschaftsingenieur tat sich mit einem Freund zusammen, dessen Familie eine große Kunststoffspritzerei besaß. Dort wurde konventionelles, erdölbasiertes Plastik verarbeitet. Die beiden Studienkollegen nahmen den Herstellungsprozess unter die Lupe und waren sich schnell einig: Wir müssen weg von diesem Material, das wertvolle Ressourcen frisst, über seine Lebensdauer gesundheitsschädliche Chemikalien abgibt und am Ende einen gigantischen Müllberg hinterlässt. So entstand die Idee, mit Biokunststoffen aus nachwachsenden Rohstoffen zu arbeiten. 2012 brachte ajaa! als erstes Unternehmen der Branche seine umweltfreundlichen Vorrats- und Frischeboxen in die Ladenregale.
Mehr als „nur“ ein gutes Produkt
„Natürlich wollten wir von Anfang an überzeugende Produkte machen“, erzählt uns Raphael. „Aber das allein hat uns nicht gereicht. So, wie wir uns kritisch mit Kunststoff auseinandergesetzt haben, haben wir auch alle anderen Geschäftsprozesse hinterfragt: Was macht ein nachhaltiges Unternehmen aus? Wie können wir das Thema bei uns umsetzen?“ Deshalb entwickelt und produziert er mit ajaa! seine Produkte nicht in Billigländern, sondern in Deutschland. „Weil wir hier Arbeitsplätze schaffen wollen und uns an den hohen deutschen Qualitäts- und Umweltstandards messen lassen“, so Raphael. „Außerdem ist uns wichtig, dass wir als Rohstoff keine Pflanzen verarbeiten, die als Lebensmittel dienen könnten. Schließlich wollen wir effizient Ressourcen sparen und nicht zu noch mehr Verknappung beitragen Deshalb basieren unsere Produkte auf Zuckermelasse, die als Abfallprodukt bei der Verarbeitung von Zuckerrohr entsteht.“
Inspiration aus der Familie
Dieses zukunftsfähige Wirtschaften ist dem Stuttgarter Unternehmer noch wichtiger geworden, seit er selbst Kinder hat. Seine kleine Tochter hat ihn sogar zum plastikfreien Babylöffel inspiriert. „Das ist natürlich ein gutes Gefühl, wenn man weiß, das Kind nimmt mit dem Brei nicht diese Weichmacher auf“ sagt Raphael. Nur ein Problem habe er noch nicht gelöst, sagt der Familienvater, und lacht: „Die Kleckerei beim Füttern kann auch unser Löffel nicht verhindern.“
Quelle Titelbild: ©utah778/Fotolia.com