Aktuelle Zahlen zeigen, dass Ärzte bei immer mehr Deutschen eine Essstörung diagnostizieren.
Essstörungen werden im Nordosten häufiger
Das Gesundheitswissenschaftliche Institut Nordost (GeWINO) der AOK hat die Daten von 750.000 Versicherten ausgewertet und dabei einen starken Anstieg der Essstörungen unter den 6- bis 54-jährigen AOK-Versicherten bemerkt. So haben Ärzte im Jahr 2010 bei 3.500 der AOK Nordost-Versicherten eine psychogene Essstörung wie Bulimie, Anorexie oder Binge Eating (Esssucht) festgestellt. Sechs Jahre später sind mit mehr als 6.100 Essstörungsdiagnosen fast doppelt so viele Versicherte betroffen.
Der Bericht der AOK zeigt ebenfalls, dass es in der Stadt deutlich mehr Betroffene als auf dem Land gibt. So haben Ärzte in Berlin bei 1,1 Prozent der Versicherten eine Essstörung festgestellt. In Brandenburg (0, 6%) und Mecklenburg-Vorpommern (0, 6%) hingegen wurden nur halb so viele Diagnosen gestellt. Der GeWINO-Forscher Jan Breitkreuz betont, dass es insgesamt noch mehr Betroffene gibt, da in diese Statistik nur Versicherte einfließen, deren Essstörung bereits ein Arzt festgestellt hat. Die Dunkelziffer, also die Differenz zwischen diagnostizierten und tatsächlichen Störungen, liege daher wohl deutlich höher.
Auch im Rest Deutschlands gibt es diese Entwicklung
Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde belegte gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt, dass nicht nur im Nordosten, sondern in ganz Deutschland die Zahl der Essstörungen gestiegen ist. Denn der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS) zufolge leiden jedes Jahr knapp 1% der Deutschen an einer Essstörung. Das sind hochgerechnet insgesamt 600.000 Deutsche, wobei Frauen dreimal häufiger betroffen sind als Männer. Bei der Bundesgesundheitssurvey 98 vor 20 Jahren waren lediglich 0,3 % der Deutschen betroffen. Die Zahl der Essstörungen in Deutschland hat sich also in den letzten 20 Jahren mehr als verdreifacht.