Vegan ist immer noch ein Streitthema. Es geht dabei um Prinzipien. Auf der einen Seite stehen Verfechter der Grillkultur und ihnen gegenüber eine meist junge Schar von Individualisten. Ein Streit, der noch lange andauern wird.
Ein Streit zieht durchs Land
Die Zeiten, in denen Veganer in der öffentlichen Wahrnehmung sich auf wenige Hippie-Spinner, die sich von Salat und Nüssen ernähren, beschränken, sind zum Glück vorbei. Das möchte man zumindest meinen. Es gibt vegane Star-Köche, die mit Medienpräsenz und originellen Gerichten das die Kochszene bereichern. Vegane Kochbücher finden sich in Bestsellerlisten wieder. Vürstchen stehen neben Würstchen im Kühlregal. Die Frau von Welt, die was auf sich hält kocht jetzt ab und zu vegan und macht auch gerne mal eine der zahllosen 30-Tage-Vegan-Challanges, nur um später sagen zu können, dass sie jetzt auch Vegan-Profi ist und mitreden kann. Nicht zuletzt verspricht man und frau sich durch viel Obst und Gemüse den sehnlich erwünschten Traumkörper. Zumindest als Diät taugt vegan sein in der Öffentlichkeit auf jeden Fall.
Der Mann hingegen isst vielleicht mal mit, aber versteht noch nicht so ganz, warum man denn unbedingt auf das sommerliche Grillsteak verzichten sollte. Manch einer sieht seine geliebte Grill-Tradition sogar gänzlich in Gefahr und rüstet zum Kampf. Veganerwitze und Hasstiraden ziehen sich durchs Internet. Es ist ein Aufschrei der moralisch Abgehängten. Argumente helfen nicht, die Fleischeslust steht hier über allem.
Es ist ein Streit nicht nur zwischen Mann und Frau. Es ist ein Streit, der sich auch durch Stadt und Land bzw. jung und alt zieht, und sich nicht zuletzt in den Bildungsschichten wiederfindet. Die Diskussion um einen vorgeschriebenen Veggie-Day zeigte, dass nicht einmal ein Tag ohne Fleisch für viele Menschen eine Option darstellt.
Die Folgen sind offensichtlich
Streit hin oder her, es ist unbestritten, dass der derzeitige Fleischkonsum weder uns Menschen, noch der Erde und seinem Ökosystem guttut. Folglich wird die Zukunft kulinarisch eine andere sein müssen. So sehr insbesondere Mann an seiner Brat- oder Currywurst hängt, es kommt der Tag, an dem liegt auf dem Teller ein pflanzliches Etwas, das vielleicht sogar sehr schmackhaft ist, aber mit Sicherheit nicht mehr so häufig Fleisch.
Bereits heute würden wohl viel weniger Menschen so häufig Fleisch essen, wenn die Unmengen an Subventionen nicht die Preise dafür künstlich im Keller halten würden. Diese Tatsche, dass jeder den Fleischkonsum der anderen mit bezahlen muss, ob er denn will oder nicht, wird sich nicht mehr ewig aus der öffentlichen Diskussion heraushalten lassen.
Auch geben wir Jahr für Jahr mehr Geld für Umweltschäden, Hochwasserschutz, Folgen von Luftverschmutzung oder andere Anpassungen an den Klimawandel aus. Auf der anderen Seite pumpen die Politiker in Europa astronomische Summen in den größten Klimakiller Fleisch, um den Wähler nicht zu vergraulen. Irgendwann wird sich auch das nicht mehr rechtfertigen lassen, denn die Auswirkungen des Fleischkonsums werden größer.
Überzeugen oder zahlen
Der Streit um das Thema vegan wird mit sehr unterschiedlichen Mitteln geführt. Auf der einen Seite liegen Argumente, sie sind grün und zukunftsgewandt, auf der anderen Seite steht eine Mehrheit, die einfach nur aufgrund ihrer Gewohnheit nichts ändern wollen. Da helfen keine resistenten Keime aufgrund von übermäßig Antibiotika und auch keine zunehmende Verfettung der Gesellschaft.
Will man diese Blockadehaltung überwinden, so braucht es das Engagement. Es braucht charismatische Menschen, die vorangehen. Dabei muss Überzeugen, nicht Verbot oder Überreden im Mittelpunkt stehen.
Wenn allerdings Argumente nicht überzeugen können, dann sollte man zur globalen Universalwaffe „Geld“ greifen. Jeder darf und soll so viel Fleisch und Wurst essen, wie er möchte, es darf jedoch nicht sein, dass andere dafür bezahlen.
Will man unsere Essgewohnheiten wieder pflanzlicher machen, dann braucht es mehr Gerechtigkeit. Tier müssen ein würdiges Leben vor der Schlachtbank gelebt haben, der Schaden an der Umwelt muss denen aufgebürdet werden, die ihn auch verursachen und nicht zuletzt sollten diejenigen vom allgemeinen Gesundheitssystem entlastet werden, die es nicht beanspruchen und ihren Körper gesund halten.
Gerechtigkeit wäre wohl ein Weg den Streit zwischen den Esskulturen beizulegen. Gerechtigkeit wäre für so machen dann nämlich sehr teuer und er würde vielleicht freiwillig öfter mal Gemüse essen.
Ein paar Gedanken zum Welt-Vegan-Tag!