Die Mentalität, eigentlich wiederverwendbare Dinge aus meist reiner Bequemlichkeit oder schlichtweg auch Überfluss direkt wegzuwerfen, hat sich bei den Deutschen über die vergangenen Jahrzehnte langsam, aber sicher eingeschlichen. Doch mittlerweile kommen immer mehr Menschen wieder davon ab, vor allem Lebensmittel vorzeitig zu entsorgen.
Zu Beginn der Corona-Krise stürmten tausende Bürgerinnen und Bürger aus Angst vor einer Lebensmittelknappheit voreilig in die Supermärkte, um sich präventiv mit Vorräten einzudecken. Nicht nur, dass dadurch kurzzeitig beispielsweise keine Fleischprodukte, wenig Obst und Gemüse oder keine Nudeln für den Rest der Einkäufer vorhanden war, droht nun auch das massenhafte Wegwerfen ebenjener Produkte. Mitunter deshalb ist es unglaublich wertvoll, sich gründlich über die Authentizität und Korrektheit des abgedruckten Mindesthaltbarkeitsdatums, kurz MHD, zu informieren.
Was sagt das Mindesthaltbarkeitsdatum aus?
Das MHD ist nämlich nicht, wie oft fälschlicherweise vermutet, gleichzusetzen mit einem Verfallsdatum. Es sagt also nicht aus, wann Lebensmittel schlecht werden, sondern garantiert dem Konsumenten lediglich den Erhalt spezifischer Eigenschaften wie etwa Geruch oder Geschmack. Damit sichert der Hersteller die Qualität des betroffenen Produkts bis zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Doch die Einstellung jegliche Lebensmittel, die das Mindesthaltbarkeitsdatum überschreiten, sofort zu entsorgen, ändert sich zum Glück allmählich. Laut einer Forsa-Umfrage verliert das MHD seine abschreckende Wirkung. Nahezu jeder dritte Deutsche hält es demnach für legitim, seinen Kindern bereits abgelaufene Produkte zu servieren. Außerdem kauft rund jeder dritte Bundesbürger bewusst vergünstigte Lebensmittel, die in naher Zukunft ablaufen. Neben dem positiven Effekt, kostbare Nahrungsmittel nicht frühzeitig in die Tonne zu werfen, spart man also auch noch beim Kauf solcher Nahrungsmittel.
Der Einfluss von Klimaaktivisten
Der Mentalitätswandel kommt nicht von ungefähr. Vor allem die jungen Generationen erfreuen sich an einem umweltbewussten, nachhaltigen Lebensstil, der unseren Planten schützen und ein neues Bewusstsein entwickeln soll. Vor allem hat die Fridays-for-Future-Bewegung um die Klimaaktivistin Greta Thunberg in den vergangenen Monaten dazu beigetragen, den Diskurs klimapolitischer Missstände und einer generell umweltfreundlicheren Lebenseinstellung zum zukünftigen Wohl der Erde aufzufrischen. Darunter fällt auch der schonende sowie sparsame Umgang mit natürlichen Ressourcen.
Trotz des Positivtrends sieht Wolfgang König nach wie vor ein Problem bei der Lebensmittelentsorgung: „Mentalitäten ändern sich nur langsam“, sagt der Berliner Technikhistoriker. Immer noch stellen Lebensmittel ein Drittel des Mülls in privaten Haushalten, wobei jeder Einzelne nach Angaben der Welthungerhilfe circa 55 Kilogramm pro Jahr wegwirft. Diese Zahlen legitimieren den Wandel der Wegwerfmentalität, der zwar im Ansatz sichtbar ist, aber nichtsdestotrotz ausbaufähig wirkt. Umso mehr sollten wir uns zu Herzen nehmen, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht zwingend über den Weg des Produkts in den Abfalleimer entscheiden sollte. Vielmehr liegt es in der Hand eines jeden sich zu informieren und den Kühlschrank mit offenen Augen zu scannen, um fortan durch den Geruch, die Optik und Konsistenz des betroffenen Lebensmittels über dessen Verbleib und Verzehr zu entscheiden.