Geht es um Lebensmittel, so haben wir inzwischen ein komplett verschobenes Weltbild entwickelt. Damit wir das Gesunde und Gute kaufen, orientieren wir uns an verschiedenen Lebensmittel-Siegeln. Genaugenommen ist das aber absoluter Quatsch, zumindest in der derzeitigen Form.
Wir wollen normale Lebensmittel
Es gibt nämlich immer noch sehr viele Menschen, denen ist egal was sie essen. Es braucht für sie kein Bio-Siegel oder frei-von-Gentechnik-Symbol auf der Verpackung. Eigentlich haben sie recht. Es braucht diesen Siegel-Wahnsinn tatsächlich nicht.
Was ist eine „normale“ Tomate? Sie ist an einem Strauch unter Einfluss Sonne und Humus gewachsen, wurde während der Wachstumsphase nicht mehrmals mit Gift überzogen und zudem nicht gentechnisch in irgendeiner Form verändert. Eine ähnliche Frage könnte man auch bei Hühnereiern stellen. Was ist ein „normales“ Hühnerei? Die meisten Menschen würden hier wohl sagen, ein Ei aus einem gesunden Huhn. Dazu gehört vernünftiges Futter, keine Kontamination mit Antibiotika und zudem ein Leben, dass es dem Huhn ermöglich auch im Freien herumzulaufen und das mit ausreichend Auslauf.
Bio ist normal
Wahrscheinlich dämmert es dem einen oder anderen bereits worauf ich hinaus möchte. Was wir Menschen als „normal“ verstehen, dass ist heute schon längst nicht mehr die normale Art und Weise Lebensmittel herzustellen. Die Realität zeigt kranke, zusammengedrängte Tiere in Käfigen und Gewächshäuser, die so groß sind, dass man sie vom Mond mit bloßem Auge sehen kann.
Wenn man es genau nimmt, dann ist das, was wir als Bio deklarieren wohl am ehesten, das was wir gemeinhin als „normal“ bezeichnen würden. Bei biologisch erzeugten Lebensmitteln wird noch am meisten darauf geachtet, dass Tiere artgerecht gehalten werden und Giftstoffe weitestgehend vermieden werden.
Achtung Antibiotika belastet!
Warum sollten wir aber „normale“ Lebensmittel kennzeichnen? Wäre es nicht viel vernünftiger den Spieß umzudrehen? Sollten wir nicht besser all jene Lebensmittel kennzeichnen, die nicht unserem allgemeinen Verständnis von „Normal“ entsprechen?
Wie aber könnte eine ehrliche Kennzeichnung von Lebensmitteln aussehen? Mit fallen da spontan ein paar sinnvolle Hinweise ein: „Achtung Gentechnik“, „Vorsicht Rückstände von Antibiotika möglich“, „Unter Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln hergestellt“. Wer entsprechende Produkte nicht möchte, der könnte diese mit Hilfe klarer Kennzeichnung deutlich erkennen. Wem es egal oder zu teuer ist, der kauft einfach weiterhin das, was er bisher auch gekauft hat.
Warum kennzeichnen wir „normal“ als biologisch und warnen Menschen nicht vor dem was sie tatsächlich essen? Wenn mit einem Lebensmittel alles in Ordnung ist, dann müssen wir uns das nicht mit sieben verschiedenen „Symbolen“ werbewirksam auf den Etiketten deklarieren. Will man einen aufgeklärten Umgang fördern und Menschen sensibilisieren, dann ist unsere derzeitige Praxis von Lebensmittelkennzeichnungen nicht zweckdienlich.
Der Markt würde profitieren
Wir brauchen mehr Ehrlichkeit im Lebensmittel-Markt. Ich bin fest davon überzeugt, dass die großen Lebensmittelkonzerne sehr schnell reagieren würden, nur um entsprechende Kennzeichnungen vermeiden zu können. Es ist verständlich, dass seitens der Industrie eine gewissen Angst mit der Ehrlichkeit einher geht. Aber Umsatzeinbußen muss mit Sicherheit niemand fürchten – ganz im Gegenteil.
Wir Menschen essen jeden Tag. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Derzeit essen wir jedoch vieles, bei dem uns nicht bewusst ist, was es alles enthält. Wahrscheinlich einfach nur weil es günstig ist. Wären die Kennzeichnungen klarer, und ehrlicher, so würden mit Sicherheit mehr Menschen darauf achten. Sie würden wahrscheinlich wieder mehr Geld für „normale“ Lebensmittel ausgeben.
Wenn der Kunde wieder bewusster einkauft, dann kann das nicht zum Schaden der Lebensmittelbranche sein. Geben Menschen mehr Geld für Lebensmittel aus, so steigen die Umsätze und damit auch die Gewinne der Unternehmen. Wer einfach nur ganz „normale“ Lebensmittel verkauft, der könnte sehr deutlich von einer neuen Art der Kennzeichnung profitieren.
Klare Worte haben bei Zigaretten ja auch funktioniert!