Nach Weizen, Mais und anderen wichtigen Lebensmitteln kommen jetzt auch Wasser an die Börse. Noch nicht weltweit, aber im ersten Schritt zumindest schon Mal in den USA. Wenn man zurückblickt kann man sehen was Spekulationen mit landwirtschaftlichen Ressourcen global anrichten können. Jetzt beginnen Hedgefonds auch mit der lebenswichtigsten Ressource, unserem Trinkwasser, Handel zu treiben.
Warum sollte mit Wasser gehandelt werden dürfen?
Der Handel mit Wasser wird an der Terminbörse in Chicago vermeintlich deshalb gestartet, dass sich Bauern vor Dürren absichern können. Im Zuge des Klimawandels herrscht auch regelmäßig Wassernotstand und vor dem sollen sich Landwirte schützen können. Die Terminkontrakte an der Börse legen bereits heute die Preise für das Wasser in 3 Monaten fest, was den Bauern Planungssicherheit geben soll. Bisher gibt es für derart weit in der Zukunft liegende Wasserlieferungen keinen Preis. Am Ende soll die Börse also die Planungssicherheit der Bauern erhöhen.
Was richten Spekulanten an?
Manch einer kann sich aber bestimmt noch an die Lebensmittel-Krise der Jahre 2007 und 2008 erinnern. Damals schossen Preise für Grundnahrungsmittel, etwa für Soja und Weizen, in bis dato nicht gekannte Höhen. Die sozialen Folgen waren gravieren. Hungernöte paarten sich mit sozialen Unruhen in vielen ärmeren Ländern.
Nicht unbeteiligt an dieser Entwicklung waren diverse Hedgefonds, die an derartigen Preisausschlägen sehr viel Geld verdienen. Es brauchte 2008 eine weltweite Finanzkrise, um die Lebensmittelpreise wieder in normale Bahnen zu werfen. Es dauerte aber nicht lange bis die Preise wieder nach oben getrieben wurden, was 2011 als ein Mitauslöser des Arabischen Frühlings gilt.
Spekulationen auf Lebensmittel können verheerende Folgen von globalem Ausmaß haben. Denn was Algorithmen und geldgierige Börsenmanager nicht verstehen, Lebensmittel sind keine Firmenanteile und sollten auch nicht wie solche gehandelt werden. Wenn überhaupt, dann sollte ausschließlich ein physischer Handel an der Börse erlaubt sein, jegliche Geschäfte, die lediglich den jeweiligen Rohstoff als Mittel zum Zweck sehen sollten verboten sein. Das würde den Handel auf relevante Personenkreise einschränken und Hedgefonds raushalten.
Macht der Handel mit Wasser Sinn?
Jedes Anlageprodukt zieht Spekulanten nach sich. Einher gehen Preismanipulationen seitens jener, die am Geldhahn sitzen. Würde der Handel mit Wasser global ausgeweitet, so würden all jene, die es sich nicht leisten können durchs Raster fallen. Preise werden stattdessen von jenen diktiert, die das Geld dazu haben. Wasser verkommt also zu einem Handelsgut wie jedes andere auch.
Gäbe es jedoch extreme Ausschläge des Wasserpreises so hätte dies für viele Menschen tödliche Konsequenzen. Geht die Geldgier wirklich schon so weit, dass Menschenleben völlig egal sind? Zum Glück ist Wasser ein nur sehr schwer handelbares Gut. Der Transport ist schwierig und teuer. Wasser wird also auch in Zukunft hoffentlich ein weitestgehend regionales Handelsgut bleiben.
Das Beispiel der Chicagoer Börse zeigt aber auch, wie weit ein Land geht, dass den Kapitalismus noch vor die Menschenwürde stellt. Man kann nur hoffen, dass das Experiment keine Schule macht und Wasser weiterhin ein weitestgehend spekulationsfreies Gut bleibt.