Die Anzahl an Biosiegeln ist groß und deren Kriterien unübersichtlich. Aber was sollte ein Biosiegel denn eigentlich sein? Es sollte ein Zeichen für gutes Gewissen und Gewissheit darstellen und nicht nur ein Marketing-Trick.
Beginnen wir von vorne, bei dem wohl entscheiden Merkmal: Wo Bio drauf steht, sollte Bio drin sein! Gerade aber die staatlichen Biosiegel, wie das EU-Biosiegel, haben dort noch deutlichen Nachholbedarf. 95% Bio ist denen Bio genug. Immerhin ein Anfang, aber definitiv nicht genug!
Wenn ich etwas biologisches haben möchte, dann sollte dies auch frei von synthetischen Zusatzstoffen sein. Aber das ist auch nicht mehr so einfach. Was „natürlich“ ist zeigt ja die Aromaindustrie ganz gut. „Natürliches Erdbeeraroma“ ist alles andere als aus Erdbeeren gemacht, sondern aus Pilzkulturen. Da ich das aber nicht mit einem „natürlichem“ Verfahren in meiner eigenen Küche und einem Mixer herstellen, sollte das auch nicht natürlich sein. Nur das es sich bei dem Grundstoff nicht um Chemikalien handelt, ist es immer noch nicht „natürlich“. Biosiegel sollten dies berücksichtigen.
Über Zusatzstoffe braucht man eigentlich gar nicht reden. Wirklich alles kann auch ohne diese hergestellt werden, deshalb braucht man sie auch nicht. Außerdem fehlt mir persönlich das 100% Bio-Kriterium sobald Zusatzstoffe verwendet werden.
Biosiegel sollten die Anbaubedingungen mit berücksichtigen! „Bio“ kann nur aus landwitschaftlichen Betrieben kommen, die sich 100% der ökologischen Landwirtschaft verschrieben haben und keine synthetischen Pflanzenschutzmittel verwenden. Die Gefahr, dass Nicht-Bio mit in Bio gemischt wird ist dort zu groß. Entsprechend sollte die 100%-Klausel auch für den Hersteller von verarbeiteten Lebensmitteln gelten.
Das genveränderte Pflanzen und F1-Hybride streng genommen nicht biologisch sind, das sollte auf der Hand liegen. Pflanzen ohne die Möglichkeit der natürlichen Reproduktion haben nicht nur bereits viele Bauern in die Armut getrieben, sondern würden in einem Jahr ohnehin nicht mehr existieren, wurden wir sie nicht pflanzen.
Bevor weitere einzelne Merkmale aufgezählt werden, könnte einfach ein Grundsatz gelten: Ich will mir keine Gedanken machen müssen. Ich will Sicherheit, dass das was ich esse in Ordnung ist. Biologisch, sozial und wirtschaftlich… genau darin bestehen die drei Säulen der Nachhaltigkeit. Ein Wort, dass aufgrund seines inflationären Gebrauchs längst seine Bedeutung verloren hat. Inner- und intergenerative Gerechtigkeit sollte auch/speziell für unsere Lebensmittel gelten.
Biologische Lebensmittel sollten nachhaltige Lebensmittel sein. Brauchen wir noch ein Nachhaltigkeitssiegel? Wir entscheiden an der Kasse was produziert wird, also entscheidet alle mit!