Der Ladenpreis von Lebensmitteln entspricht bei weitem nicht dem wahren Preis der Produkte. Denn bei der Produktion entstehen „versteckte Kosten“ die nicht in den Ladenpreis einberechnet werden. Zusätzlich verzerren Subventionen und Steuern das Preisbild. Die Folge sieht man heutzutage: das ökologisch nachhaltig produzierte Bio-Gemüse ist relativ teuer, während das Schnitzel im Discounter lachhaft günstig ist. Und das liegt nicht an der Angebot-Nachfrage-Regulation des Marktes.
Der Preis mit versteckten Kosten
In einem anderen Artikel habe ich bereits von der ehrlichen Ökonomie berichtet, die vom Ökonom Volkert Engelsmann ins Leben gerufen wurde. Er beschäftigt sich mit den Folgekosten produzierter Nahrungsmittel wie Umweltzerstörung oder Antibiotikaresistenz und wie viel uns also die auf diese Weise produzierten Lebensmittel wirklich kosten. Etwas ähnliches wurde nun auf einer Pressekonferenz in München von der Universität Augsburg vorgestellt. „How much is the dish – was kosten unsere Lebensmittel wirklich?“ ist der Titel der Arbeit und berechnet die externen Kosten der deutschen Landwirtschaft. Hier im Fokus stehen drei maßgebliche Umweltbelastungen: Stickstoff, Treibhausgasemissionen und Energieverbrauch.
Das Ergebnis erstaunt nicht, wenn man sich schon ein wenig mit der Ökologie von Lebensmittelproduktionen beschäftigt hat: die höchste Fehlbepreisung ist bei konventionell hergestellten tierischen Produkten. Würde man die versteckten Kosten in den Ladenpreis einbeziehen, müssten diese Produkte 196% teurer sein als sie es aktuell sind. In Zahlen hieße das im Schnitt 3,57€ mehr pro Kilo Fleisch. Auch konventionell hergestellte Milchprodukte bekämen einen satten Aufschlag von 96% was im Ladenpreis aber mit nur 25ct pro Kilo zu bemerken wäre. Am Besten trifft es in dieser Studie pflanzliche Produkte, die konventionell angebauten Obst und Gemüsesorten würden im Preis pro Kilo um gerade mal 4ct steigen. Biologische Lebensmittel sind im Ladenpreis allesamt etwas ehrlicher, hier fallen für tierische Produkte 2,83€ pro Kilo mehr an, für Milchprodukte 17ct pro Kilo und für pflanzliche Produkte 3ct pro Kilo.
Noch sind nicht alle Faktoren einbezogen
Die Studienleiter geben dennoch zu bedenken, dass die wahre Preisdifferenz noch viel höher liegt. In der aktuellen Datenlage konnte noch keine gravierenden Umweltfolgen beachtet werden, also genau das was Volkert Engelsmann in seine Überlegungen einbezieht. Aber wie sich Bodenerosion durch Überdüngung, Grundwasserverseuchung durch Nitratbelastung, Antibiotika-Resistenz wegen der Massentierhaltung und Artensterben durch Pestizide auf den Preis der Nahrungsmittel umrechnen lässt, ist noch ein großes Fragezeichen.
Was trotzdem aus dieser Studie abgeleitet werden kann ist, dass unsere Preise einfach nicht der Wahrheit entsprechen und dass die daraus entstehenden ökologischen und soziale Kosten nicht vom Konsumenten bezahlt wird, sondern von der Gemeinschaft. Damit richten sich die Studienleiter direkt an die Politik und fordert diese auf umgehend Maßnahmen zu ergreifen und diese extreme Preis- und Marktverzerrung abzustellen. Dadurch werden Bio-Lebensmittel benachteiligt und der Verbraucher an der Nase herumgeführt. Wären die Lebensmittel im Supermarkt nämlich mit dem wahren Preis ausgezeichnet, wären Bio-Produkte kaum noch teurer als konventionell hergestellte und viel mehr Menschen würden dann Bio bevorzugen.