Die Welt ist in Bewegung: Allein im Jahr 2018 sind eine Milliarde Menschen von einem Land in ein anderes gezogen. Dort angekommen stoßen Zugewanderte häufig auf von nationalistischen Bewegungen verbreitete Mythen. Was die Gesundheit von Migranten betrifft, hat ein Report der renommierten Fachzeitschrift „The Lancet“ diese jetzt ausgeräumt.
Warum Migranten gut für die Gesundheitssysteme der Länder sind, in die sie ziehen
„Ich halte es für empörend, dass Menschen, die gegebenenfalls ihr Leben lang Krankenkassenbeiträge bezahlt haben, schlechter gestellt werden, als Millionen Menschen, die noch nie zum Sozialsystem beitrugen“, kritisiert Dr. Christina Baum. Durch Geflüchtete könnten Kosten in Höhe von mehreren Milliarden anfallen, die der Steuerzahler zu tragen habe, berichtet die AfD in ihrem Mitgliedermagazin. Weiter heißt es dort, dass solche Missstände ausgemerzt werden sollten. Problematisch ist das Ganze aus verschiedenen Gründen – einer davon ist die Quelle: Denn die Quelle der AfD ist die AfD. Die zitierte Dr. Christina Baum ist AfD-Abgeordnete.
Bei nationalistischen Bewegungen ist die „Wir gegen die Anderen“-Rhetorik beliebt: Klare Feindbilder schaffen und dann einfache Lösungen anbieten, lautet die Strategie. Um mit weit verbreiteten Mythen gegen Zugewanderte aufzuräumen, hat ein Team von Wissenschaftler im Bericht „Der Gesundheitszustand einer Welt in Bewegung“ der Fachzeitschrift „The Lancet“ die Gesundheit von Zuwanderern und deren Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme der Länder, in die sie ziehen, untersucht. Das Fazit fällt klar aus: Migration nutzt den Gesundheitssystemen der Länder, in die zugewandert wird, mehr als sie schadet. „Zugewanderte sind im Durchschnitt gesünder“, sagt der Medizinhistoriker Dr. Michael Knipper der Universität Gießen. Er war an der Studie beteiligt und erklärt das liegt an einem einfachen Grund: „Wenn man sich die globale Migration ansieht, dann sind die, die sich auf die Reise machen, oft diejenigen, die besonders stark und fit sind.“
Einwanderer tragen mehr zur Wirtschaft bei, als sie kosten
Häufig ranken sich Mythen um die Gesundheit von Zuwandern, die als Argument für eine „Politik der Ausgrenzung“ benutzt werden, schreiben die Forscher. Das sei der falsche Weg, stattdessen müsse verstärkt auf die gesundheitlichen Bedürfnisse von Migranten eingegangen werden. „Einwanderer tragen für gewöhnlich mehr zu einer Wirtschaft bei, als sie kosten. Wie wir ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden gestalten, wird unsere Gesellschaften für Generationen formen. Es gibt kein dringenderes Thema in Bezug auf die globale Gesundheit“, sagt „The Lancet“-Chefredakteur Dr. Richard Horton.
Probleme im deutschen Gesundheitssystem
Das Robert Koch-Institut (RKI) sieht hierzulande keine relevante Ansteckungsgefahr der Allgemeinbevölkerung durch Asylsuchende. Dennoch benötigen Geflüchtete gelegentlich medizinische Hilfe. In Deutschland sei besonders die medizinische Versorgung in abgelegenen Flüchtlingsunterkünften schlecht, bemängelt Dr. Knipper. Allgemein müssen Geflüchtete zu hohe bürokratische Hürden überspringen. Die Antragsstellung zum Beispiel sei häufig so kompliziert, dass die Behandlung letztlich dem Zufallsprinzip folge. „Deutschland leistet sich hier eine teure Diskriminierungsbürokratie“, erklärt Dr. Knipper.