Ganz ehrlich, habt ihr euch schon einmal Gedanken darum gemacht, warum Chinesen mit den Stäbchen essen? Wir hatten erst neulich die Frage am Tisch, als wir asiatisch essen waren. So richtig beantworten konnte das spontan keiner. So war meine Bloggerehre gepackt und ich bin dem Stäbchenmysterium auf den Grund gegangen.
Mit Stäbchen essen ist normaler als mit Besteck
Vielleicht vorweg einen Hinweis für alle Statistikfreunde unter uns: Es ist viel normaler mit Stäbchen zu essen, als mit Messer und Gabel. Denn tatsächlich isst nur eine Minderheit von 900 Millionen Menschen, wie wir in Deutschland, mit Besteck. Während über vier Milliarden Menschen mit den Händen essen, benutzen immerhin 1,2 Milliarden Menschen Stäbchen.
Es sind nämlich nicht nur die Chinesen, welche die kleinen Werkzeuge aus Holz nutzen, auch viele Nachbarländer nutzen Stäbchen. So finden wir sie von Korea, über Japan bis nach Vietnam. Insgesamt werden weltweit 60 Milliarden Stäbchen jährlich gebraucht. Das hat in den letzten Jahren zu teils erheblichen Waldrodungen geführt.
Aber aufgrund der besseren Hygiene hat die chinesische Regierung sein Volk angehalten Einweg-Stäbchen zu verwenden, was dazu geführt hat, dass deutlich mehr davon gebraucht werden. Die bis dato verwendeten Stäbchen waren oft nur unzureichend gesäubert worden und folglich stark mit Keimen und Bakterien verschmutzt. Heute sind die Stäbchen sauber, aber eben ökologisch in ihrer Masse bedenklich. Inzwischen gibt es sogar wieder eine Sondersteuer, um den Stäbchenverbrauch wieder zu reduzieren.
Und warum jetzt?
Jetzt wissen wir zwar, dass Chinesen Stäbchen verwenden und in welcher Menge, warum sie das tun ist aber noch nicht beantwortet. Dabei möchte ich noch ein klein wenig ausholen, da dies den Hintergrund der Stäbchen besser erklärt.
China ist in weiten Teilen nicht unbedingt gesegnet mit Waldflächen und somit war traditionell das Brennholz knapp. Dieser Umstand wirkt sich bis heute in der chinesischen Küche aus. Die Hausfrau hatte eine Ration Feuerholz, mit dem sie auskommen musste. Folglich ist man dazu übergegangen die einzelnen Komponenten im Essen möglichst klein zu schneiden, mit dem Hintergrund, dass sie so schneller gar wurden und nicht lange gekocht oder gebraten werden mussten.
Die Not bedingt die Stäbchen
Es klingt fast schon ein wenig absurd, heute werden wegen den Stäbchen Wälder gerodet und damals musste man Holz sparen und das soll irgendwas mit dem Stäbchen essen zu tun haben? Genau so ist es aber. Im großen Topf wurde Holz sparend für alle gekocht, der Inhalt war jedoch zu heiß, um ihn mit den bloßen Händen zu essen. Traditionell wurde in China deshalb schon mehrere Tausend Jahre vor Christi Geburt das Essen mit Zweigen aus dem Topf gefischt. Später konzentrierte man sich auf Bambus und Holz, da beide Grundstoffe geschmacksneutral sind.
Die klein geschnittenen Zutaten blieben bis heute und trotz E-Herd in den traditionellen Gerichten erhalten. Somit ist es bis heute für traditionelle Gerichte noch nicht notwendig Messer und Gabel zu verwenden. Hinzu kommt, dass Messer am Tisch als barbarisch galten und nicht erwünscht waren. Sie waren den Kriegern und den Köchen vorbehalten.
Mit Stäbchen essen macht schlau
Zuletzt machen wir noch einen kleinen Ausflug in die Rubrik des unnützen Wissens. Mit Stäbchen zu essen trainiert unser Gehirn. Die Hirnleistung übersteigt die des mit Messer und Gabel Essens nämlich um Längen. Für die korrekte Stäbchen-Technik müssen über 30 verschiedene Muskeln alleine in unserer Hand koordiniert bewegt werden. Wer also ein wenig Gehirn-Jogging wagen möchte, der darf sich gerne am mit Stäbchen essen versuchen.