Das große Angebot an Nahrungsergänzungsmitteln im Supermarkt um die Ecke zeigt, dass die Nachfrage hoch ist. Vitamine, Magnesium, Omega-3-Fettsäuren – schaden kann es ja nicht, denken viele. Wirklich nicht? Es ist erstaunlich, dass auch viele gesundheitsbewusste Menschen recht unreflektiert zu den Pillen greifen. Dabei warnen Forscher schon seit den 90er Jahren vor dem unkontrollierten Konsum von Vitaminpräparaten. Immer mehr Studien belegen, dass etwa zu viele Vitamine entweder nutzlos sind oder sogar schädlich sein können.
Warum kommt die Nachricht nicht an?
Die Vermarktung der Tabletten und Kapseln legt durch geschickte Andeutungen nahe, dass man sich mit ihrer Hilfe vor Krankheiten schützt. Kategorisiert sind sie allerdings nicht als Medikamente, was ausführliche Studien zur Wirksamkeit erfordert. Der Verkauf als Nahrungsergänzungsmittel hingegen benötigt keine solche Belege. Sie versprechen eine Stärkung des Immunsystems, ein gesundes Herz oder schlicht “Schutz vor oxidativem Stress”. Natürlich wissen viele Konsumenten überhaupt nicht, was das heißen soll, greifen aber zu. Regelmäßig werden unseriöse Werbestrategien durch die EU verboten. Zwar mehren sich in den Medien die deutlichen Warnungen vor der Einnahme von Vitamin- und anderen Präparaten ohne ärztliche Kontrolle, auch wir berichteten schon.
Und die Fachblätter der Apotheken haben sich dem bereits angeschlossen. Über den Ladentisch wandern sie trotzdem – schließlich handelt es sich um ein Milliardengeschäft, von dem sie noch mehr profitieren als Drogerien und Online-Shops. Statistiken legen zwar nahe, dass der tägliche Konsum in den letzten Jahren abgenommen – allerdings greifen deutlich mehr Menschen wöchentlich und monatlich zu, und auch der Umsatz steigt.
Die Wirkungen auf Gesunde und Kranke wird weiterhin erforscht. Es bleibt zu hoffen, dass die Erkenntnisse sich irgendwann durchsetzen.
Bei all der Forschung wurde aber ein Zielgruppe bisher vernachlässigt: Profi- und Hobby-Sportler. Das ist schon erstaunlich in unserer fitness-begeisterten Gesellschaft. Aber tatsächlich gibt es bisher keine Empfehlungen für Sportler, die natürlich durch ihre körperlichen Leistungen prinzipiell mehr Nährstoffe benötigen. Daher hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) eine Arbeitsgruppe gebildet, die endlich allgemeine Richtlinien zur richtigen Ernährung von Sportlern erarbeitet – und ein Schwerpunkt liegt dabei auf Nahrungsergänzungsmitteln. Am 20. und 21. September werden die Ergebnisse der Öffentlichkeit auf einer Tagung in Bonn präsentiert. Endlich! Anmelden können sich alle Interessierten. Und die Experten vor Ort befragen.