Eine der größten und längsten Studien über den Zusammenhang von der Aufnahme von Vitamin A und der Entwicklung von Hautkrebs, hat am 31. Juli 2019 ihre Ergebnisse im JAMA Dermatology veröffentlicht. Sie kommt zu dem Schluss, dass eine erhöhte Aufnahme von Vitamin A aus der Nahrung das Risiko an Hautkrebs zu erkranken um 17 Prozent reduzieren kann.
Untersucht wurde die häufigste Hautkrebs Variante bei Populationen mit heller Haut, genannt das kutane Plattenepithelkarzinom. Es tritt am häufigsten auf Körperoberflächen mit der größten Sonneneinstrahlung aus, wie das Gesicht und der Kopf. Grundsätzlich wird diese Krebsart früh erkannt und kann gut behandelt werden. Haben sich aber Metastasen gebildet ist die Prognose deutlich schlechter. Auch für Patienten die immunsuppressiv behandelt werden kann es zu schweren, aggressiven Verläufen des Plattenepithelkarzinoms kommen. Daher beschäftigt sich die Studie auch mit den Auswirkungen von einer hohen synthetischen Vitamin-A Gabe als Chemoprävention. Der größte Risikofaktoren für Hautkrebs ist leider das Alter: in Deutschland erkrankten 2016 21 Prozent der über 65-Jährigen an einem Plattenepithelkarzinom und es ist aktuell eine starke Zunahme der Inzidenzrate im fortschreitenden Alter zu verzeichnen. Weitere Risikofaktoren sind der Hauttyp und die Sonneneinstrahlung (UV-Strahlung).
Vitamin A ist für die Gesundheit unerlässlich
Vitamin A kann sowohl aus tierischen sowie auch aus pflanzlichen Quellen stammen. In tierischen Produkten findet man das fettlösliche Vitamin A in Form von Retinol, die Vorstufe der aktiven Form des Vitamin A, Retinsäure. Vitamin A aus Obst und Gemüse findet man in Form von Beta-Carotin, Alpha-Catotin und Beta-Cryptoxanthin und wird dann im Körper zu Retinol umgewandelt. Beta-Carotin ist wohl der bekannteste Vertreter des pflanzlichen Vitamin A und findet sich in allen Sorten die gelb, orange oder rot sind, da Beta-Carotin selbst eine gelb-orangene Farbe besitzt und so Nahrungsmittel einfärbt. Retinol, die Vorstufe des Vitamin A, ist essentiell und unerlässlich für das Wachstum, die Differenzierung und den Erhalt der normalen Epithelzellen, also zum Beispiel die der obersten Hautschicht. Darüber hinaus reguliert es genetische Veränderungen die das Zellwachstum von bösartige Transformationen verringern und blockieren. Es hemmt wachsstumsstimulierende Signale und induziert Signalwege wie den Zelltod, Wachstumsstillstand und Zelldifferenzierung bei präkanzerösen und krebsartigen Läsionen. Kurz gesagt: Vitamin A verhindert den Ausbruch und das weiteren Wachstum von Krebszellen.
Welches Vitamin A ist besser?
In ihrer Studie kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass zur allgemeinen Prävention diätetisches Vitamin A zu bevorzugen ist, da hochdosiertes synthetisches Vitamin A zu Nebenwirkungen wie Hypercholesterinämie, Hypertriglyceridämie, erhöhte Leberfunktionsstörungen, Gelenk- und Muskelschmerzen, trockene Lippen und Mund, Haarausfall und Kopfschmerzen führen kann. Für Hochrisikopopulationen sind synthetische Retinoide als Chemoprävention aber wirksam und empfohlen. Außerdem kann eine hohe Vitamin-A-Aufnahme aus tierischen Lebensmitteln, angereicherten Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln zu einem erhöhten Risiko für Osteoporose und Hüftfrakturen führen. Carotinoide hingegen können dabei helfen Plattenepithelkarzinome zu verhindern, indem sie als Antioxidantien wirken und UV-induzierte freie Radikale daran hindern die Haut zu schädigen. Dennoch gibt es keinen Zusammenhang zwischen einer Beta-Carotin-Supplementierung und der Häufigkeit von Plattenepithelkarzinomen. Als kleines Fazit kann gesagt werden: als gesunder Mensch ist Obst und Gemüse als Vitamin A-Quelle zu bevorzugen um auch die antioxidative Wirkung der Beta-Carotinoide auszuschöpfen. Eine gesonderte Supplementierung von Vitamin A ist nicht notwendig.
Hautkrebsprävention durch Vitamin A ist eindeutig
Die Studie, die mit Daten der Nurses‘ Health Study (NHS) von 1984-2012 und der Health Professionals Follow-up Study (HFPS) von 1986-2012 arbeitet, analysierten nach Ausschluss von verfälschenden Faktoren schließlich die Daten von 75 170 Frauen und 48 400 Männer, die 26 Jahre lang alle zwei Jahre Fragebögen zu ihrer Krankengeschichte, ihrem Lebensstil und ihren Ernährungsgewohnheiten ausfüllten. Die Forscher weisen hier auch auf die Schwächen der Studie hin: so wurde diese nur mit Teilnehmern weißer Abstammung, wegen des geringen Risikos eines Plattenepithelkarzinom in nicht-weißen Populationen, durchgeführt. Zudem waren die Studienteilnehmer meist gut ausgebildete Mediziner. Ebenfalls geben sie zu bedenken, dass Personen mit einer höheren Vitamin-A-Aufnahme tendenziell gesündere Verhaltensweisen aufweisen, wie höhere körperliche Aktivität, weniger Rauchen und weniger Alkoholkonsum. Außerdem legen diese Personen auch ein besseres Sonnenschutzverhalten an den Tag.
Dennoch: insgesamt wurden unter den Studienteilnehmern 3978 Fälle von Plattenepithelkarzinom dokumentiert, wobei sich ein signifikant geringeres Krebsrisiko bei einer erhöhten Vitamin-A-Aufnahme fand und das unabhängig vom Geschlecht. Besonders Teilnehmer die viele Muttermale besitzen oder mit Verbrennungen oder blasenbildendem Sonnenbrand als Kind oder Jugendlicher auf UV-Licht reagieren profitieren von einer höheren Vitamin-A-Aufnahme. Also: ab jetzt zum Schwimmen gehen auch immer ein paar Karotten einpacken!