Schon länger beschäftigt die Forschung eine Frage: sind vegetarisch/ vegan lebende Menschen wegen ihrer Ernährung gesünder oder weil sie sich allgemein für einen gesünderen Lebensstil entscheiden? Und entscheiden sich Menschen mit einer bestimmten Persönlichkeitsstruktur dafür vegetarisch/ vegan zu leben oder verändert ihre Ernährungsweise ihre Persönlichkeit? Ein paar Antworten wurden inzwischen gefunden.
Dazu wurden drei Hypothesen in einer großangelegten Studie überprüft: sind Vegetarier im Schnitt schlanker als Fleischesser? Unterscheiden sich Vegetarier in ihrem Persönlichkeitstyp von Fleischessern? Und neigen vegetarisch/ vegan lebende Menschen eher zu Depressionen als Fleischesser?
Über drei Jahre hinweg wurden auf Grundlage dieser Hypothesen knapp 9000 Menschen befragt. Sie mussten Angaben über den Anteil tierischer Produkte in ihrer Ernährung machen und einen standardisierten Test zu Persönlichkeitsmerkmalen und Depressionsneigung ausfüllen. Letztendlich wurde noch der Body-Mass-Index (BMI) ermittelt.
Hypothese 1: sind Vegetarier schlanker?
Ja. Menschen, die weniger Fleisch und tierische Produkte aßen waren tatsächlich tendenziell schlanker und zwar unabhängig vom Alter, Geschlecht und Bildungsstand. Der BMI von Vegetariern war im Schnitt geringer als der von Fleischessern. Der Unterschied ist zwar nur gering, aber statistisch signifikant, also mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zufällig.
Erklärbar ist dies durch die deutlich geringere Kaloriendichte von Gemüse. Personen, die auf bestimmte tierische Produkte verzichteten, sich vegetarisch ernährten oder insgesamt nur sehr wenig Fleisch und Fisch aßen, hatten einen um 1,2 Punkt niedrigeren BMI. Bei einer 1,75m großen Person sind das in etwa vier Kilogramm unterschied, also gar nicht so wenig.
Aber es kam auch auf die Art der tierischen Produkte an. Teilnehmer, die Fleisch, Wurst und Fisch bevorzugten, hatten einen höheren BMI als die Teilnehmer die lieber Eier, Milch und Milchprodukte wie Käse oder Butter aßen. Die Forscher führten das auf die stark verarbeiteten Lebensmittel wie Wurst und Fertiggerichte zurück, hier finden sich viel Fett und Zucker. Verzichtet man auf tierische Produkte, nimmt man auch im Schnitt weniger stark verarbeitete Produkte zu sich und hat damit eine geringere Kalorienaufnahme.
Hypothese 2: haben Vegetarier einen anderen Persönlichkeitstyp?
Ja und nein. Die Studie ergab, dass Vegetarier tendenziell introvertierter sind als solche, die alles essen oder viel Fleisch essen. Ob dies aber an der Ernährung liegt oder daran, dass sie wegen ihres Essverhaltens eher sozial abgegrenzt werden und sich daher eher zurückhaltend verhalten, bleibt ungeklärt und bedarf weiterer Forschung.
Hypothese 3: sind Vegetarier häufiger von Depressionen betroffen?
Nein. Frühere Studien kamen wohl zu dem Hinweis, dass ein Zusammenhang zwischen einer Neigung zu Depression und einer fleischlosen Ernährung bestünde. Doch das konnten die Forscher dieser Studie nicht bestätigen. Sie gehen davon aus, dass in früheren Studien die Ergebnisse durch andere Faktoren verwischt worden sind, vor allem durch die Persönlichkeitsmerkmale. Rechnet man diese heraus, kann man keine Korrelation zwischen Depression und wenig Konsum von Tierprodukten feststellen. Daher konnten die Forscher feststellen, dass nicht die Ernährungsform die Persönlichkeit und damit die Neigung zu Depressionen bedingt, sondern ausschließlich die Persönlichkeitsmerkmale und der (höhere) BMI mit depressiven Verstimmungen korrelierten, unabhängig von der Ernährungsform.
Weniger Tierprodukte, mehr Gesundheit!
Alles in allem kamen die Forscher daher zum Schluss, dass eine Reduktion von tierischen Produkten in der Ernährung, vor allem eine Reduktion von verarbeitetem Fleisch und Wurstwaren sowie Fertiggerichte, zu Gunsten von pflanzlichen Produkten sich positiv auf das Gewicht auswirken, ohne eine Neigung zu Depression zu entwickeln. Sie sehen daher in der Reduktion von tierischen Produkten in der Ernährung und einen selteneren Konsums von tierischen Produkten als eine wirksame Strategie gegen Adipositas und Übergewicht. Das heißt, egal ob nun eine Mahlzeit am Tag oder ein Tag in der Woche pflanzlich gestaltet wird, je weniger tierische Produkte konsumiert werden, desto besser für unser Gewicht und damit verbunden besser für unsere Gesundheit. Ein geringeres Körpergewicht ist mit weniger Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs assoziiert, womit man den häufigsten Krankheiten dieser Zeit effektiv entgegen wirkt.