Den Stierkampf den wir kennen ist ein grausames und obendrein unfaires Spektakel. Ein übermächtiger Torero tritt gegen einen bereits verwundeten Stier an. Ein Kampf, bei dem man bereits vorab weiß, wie er ausgeht. Obwohl ich eine ganze Weile in Spanien gelebt habe, habe ich mir das nie angetan. Beim südkoreanischen Stierkampf hätte ich weniger Bedenken und würde ihn mir wahrscheinlich sogar anschauen.
Fairness statt Drama
Gleich vorab, der südkoreanische Stierkampf ist bei weitem nicht so dramatisch und kulturell aufgeladen, wie dies in Spanien der Fall ist. Ganz im Gegenteil, es ist eine eher unspektakuläre Geschichte. Dafür ist der Kampf aber fair, denn es Kämpfen zwei Stiere gegeneinander und nicht ein bewaffneter Mensch gegen einen Stier.
Wer jetzt allerdings ein blutrünstiges aufeinanderprallen von Hörnern und aufgerissenes Fleisch erwartet, der liegt falsch. Blut gibt es gar nicht und Aktion auch nicht. Wenn in Südkorea die Stiere in die Arena geführt werden, dann begutachten sich die Tiere erst einmal. Wenn sie keine Lust auf einen Kampf haben, dann werden sie auch nicht dazu gezwungen, sondern wieder aus der Arena geführt.
Wissen wann man gewonnen hat
Wenn sie aber kampflustig sind, dann stellen sich die Tiere Kopf an Kopf gegenüber und drücken aufeinander ein. Kaum Bewegung und das über Minuten hinweg. Vom eigentlichen Kräftemessen bekommen die Zuschauer nicht viel mit. Wenn einen Stier die Kraft verlässt oder er keine Lust mehr hat auf die Auseinandersetzung, dann weicht er einen Schritt zurück und vorbei ist der Kampf. Der Sieger akzeptiert das und lässt ebenfalls ab. Kein Blut, keine toten Tiere, ein absolut friedlicher und natürlicher Kampf zwischen zwei Artgenossen.
Die Zeiten, in denen man sich Tiere Untertan macht und diese aus reiner Attraktionsgier tötet sollten eigentlich vorbei sein. Wenn überhaupt, dann sollte man für faire Bedingungen sorgen. Keiner ist bewaffnet, beide stehen sich gleichberechtigt gegenüber. Wenn man in Spanien die Regeln ändern würde, dann wäre die Tradition des Stierkampfes wohl sehr bald vorbei.