Ein gesunder Lebensstil hat vielfältige Faktoren, die sich in Studien nur schwer auseinanderhalten lassen. Oft ist es deswegen nicht gut ersichtlich ob die gesünderen Ergebnisse von Vegetariern und Veganern deshalb zustande kommen, weil sie sich allgemein mehr bewegen, weniger Alkohol trinken und seltener Rauchen und nicht durch ihren Ernährungsstil.
Um diesem Hindernis möglichst gut aus dem Weg zu gehen, gibt es seit 1960 die Studien an den Siebenten-Tags-Adventisten von der kalifornischen Linda University. Die religiöse Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten pflegen nämlich alle einen grundsätzlich ähnlich gesunden Lebensstil: sie verzichten auf Schweine- und Pferdefleisch, Alkohol und Tabak, aber leben ansonsten nicht zu asketisch. So unterscheiden sich die Adventisten vor allem in ihren Essgewohnheiten, viele sind Vegetarier in unterschiedlicher Ausprägung (vegan, ovo-lacto-vegetarisch, pescetarisch, halbvegetarisch) und etwa 15% ernähren sich omnivor. Diese Faktoren führen dazu, dass an Adventisten durchgeführte Studien einen relativ guten Aufschluss über die Vor- und Nachteile verschiedener Ernährungsstile geben kann, ohne dass Faktoren wie Alkoholkonsum oder Rauchen das Bild verzerren.
Gesundheit messen über Biomarker
Die Linda University hat so schon viele Studien an den Adventisten durchgeführt und Ergebnisse veröffentlicht, die die Sterblichkeit, Krebs, koronare Herzerkrankungen, Luftverschmutzung und neuerdings Biomarker-Profile betreffen. Biomarker sind im medizinischen Bereich Indikatoren für die Schwere, den Status oder die Anwesenheit einer Krankheit. Sie geben aber auch Aufschluss über den physiologischen Status eines Organismus, sprich wie gesund wir sind. In der aktuellen Studie mit 840 Teilnehmern die unterschiedliche Essgewohnheiten hatten, wurden die krankheitsbekämpfenden Biomarker im Blut, Urin und Fettgewebe untersucht.
Die Forscher testeten eine ganze Reihe von Markern, darunter Carotinoide und Isoflavonoide – sie gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen – gesättigte und ungesättigte Fette sowie Vitamine. Sekundäre Pflanzenstoffe sind Bestandteile in Pflanzen die eine gesundheitsfördernde Wirkung haben sollen, in dem sie zum Beispiel Entzündungen hemmen oder antibakteriell wirken. Es wird zudem vermutet, dass sie vor verschiedenen Krebsarten schützen, trotzdem ist die wissenschaftliche Datenlage unzureichend um eine generelle kausale Wirkung von einzelnen sekundären Pflanzenstoffen auszusprechen. Anerkannt hingegen ist die allgemein präventive Wirkung von sekundären Pflanzenstoffen die durch einen vermehrten Konsum von pflanzlichen Lebensmitteln zustande kommt.
Die Ernährungsgruppen waren wie folgt unterteilt:
- 8,6% Vegan: essen nie oder selten Ei, Milch, Fisch oder Fleisch
- 26,7% Lacto-ovo-Vegetarier: essen Ei und Milch mehr als einmal im Monat, aber nie oder selten Fisch oder Fleisch
- 12,4% Pescevegetarier: essen Fisch mindestens einmal im Monat aber nie oder selten Fleisch
- 4,5% Halb-Vegetarier: essen Fleisch, vielleicht Fisch, mindestens einmal im Monat aber weniger als einmal pro Woche
- 47,9% Nicht-Vegetarier: essen Fleisch mindestens einmal pro Woche oder mehr
Biomarker können künftig Zusammenhänge klarer darstellen
Wie erwartet, fanden die Wissenschaftler die höchste Anzahl an bioaktiven Markern die Krankheiten bekämpfen bei den Veganern, außerdem hatten sie die höchsten Omega-3-Spiegel und die niedrigsten Werte an Fettsäuren. Interessant für die Forscher war zu sehen, dass es zwischen den Nicht-Vegetariern und halb-Vegetariern kaum Unterschiede gab. Die Studienautoren geben aber zu bedenken: von jedem Teilnehmer wurde lediglich einmal eine Gewebeprobe entnommen und sie wissen zudem nicht, ob Biomarker in Abhängigkeit von nicht-diätischen Faktoren wie dem Stoffwechsel oder dem Mikrobiom schwanken können. Dennoch sind die Ergebnisse eine gute Nachricht für Menschen, die sich überwiegend pflanzlich ernähren. Zudem hoffen die Forscher, dass durch ihre Studie eine zuverlässige Methode zur Beurteilung der Ernährung mit Hilfe von Biomarkern entwickelt werden kann.
Bei den häufig genutzten Selbstauskunft der Teilnehmer ist es üblich, dass eine Unter- oder Überberichterstattung stattfindet, was mit der eigenen Wahrnehmung, sozialer Erwünschtheit, schlechtem Erinnerungsvermögen, der Fragebogengestaltung und anderen Problemen zurück zu führen ist. Ein Verständnis der Biomarkerprofile, die mit verschiedenen Lebensmitteln verbunden sind, könnte es vereinfachen Zusammenhänge zwischen Schwankungen und einem erhöhten Krankheitsrisiko zu erkennen.