Vegan leben ist heutzutage, entgegen weitverbreiteten Meinungen, ein Kinderspiel. Überall gibt es mittlerweile (zum Teil auch qualitativ sehr hochwertige) vegane Alternativen- von der veganen Körperpflege, über Schminke und Kleidung, bis hin zum Essen. Der vegane „Trend“ steigt, und viele Industrien wollen dieses Marktpotenzial ausschöpfen. Nicht zuletzt, nun auch die Reisebranche.
Bisher war das Reisen noch die letzte Herausforderung.
Vegan leben ist zu Hause ganz einfach. Zumal wir das Glück haben in der EU zu wohnen, wo alle Lebensmittel laut Gesetz deutlich mit dem Vegan Symbol markiert werden müssen. Auch in Nordamerika ist vegan kein Problem, denn auch da leben genug Leute vegan, sodass das Angebot dort ebenfalls groß genug ist und man alles findet, was das vegane Herz begehrt.
Doch wenn dann die Sprachbarriere in den Weg gerät und die Einheimischen der Urlaubsdestination mit dem Wort „vegan“ nicht viel anfangen können, dann kann das Reisen zu einer echten Herausforderung werden. Da darf das „Survival-Kit“ im Handgepäck mit Nüsse, getrocknete Früchte, Müsliriegel und ganz viele andere Snacks nicht fehlen, um die Zeit zu überbrücken, bis sich die nächste Mahlzeit auftreiben lässt. Denn bislang hat leider noch nicht jede Airline ein veganes Menüangebot. Und die ohnehin schon überteuerten Flughafenpreise machen die vegane Verpflegung vor Ort auch nicht gerade einfach. Um dann auf Nummer sicher zu gehen greift man, am Ziel angekommen, dann doch lieber zu Obst, einem Beilagen Salat oder Pommes.
Doch das soll nun ein Ende haben.
Die erste Revolution bot die App „Happy Cow“. Mit dieser kann man sich überall und jederzeit in seiner Umgebung vegane Restaurants anzeigen lassen. Alles was dazu nötig ist, GPS für die Standortdienste und eine Internetverbindung. Das System hinter der App ist einfach: sobald ein Nutzer ein neues veganes Lokal entdeckt, kann er dieses eintragen und bewerten. Und schon wird es beim nächsten Mal allen anderen Nutzern angezeigt.
Leider ist es dennoch manchmal so, dass, vor allem in den ländlicheren Gegenden, die nächste Location auf der App weit entfernt ist und oft dieselben Standardgerichte (wie Burger und Co.) angeboten werden. Der Wunsch den Urlaub wirklich sorgenfrei genießen zu können und auf Reisen die lokale Küche entdecken zu können blieb lange Zeit nur ein Wunsch. Doch nun gibt es Reiseveranstalter, die das möglich machen wollen. Vegan Reisen, zum Beispiel, bieten auf ihrer Homepage geführte Touren in kleinen Gruppen mit veganer Verpflegung und einem „außergewöhnlichen Programm“ an.
Auch VeggieReise bietet ein solches Konzept an. Der Geschäftsführer Kai Pardon möchte „Packages für sich tierfrei Ernährende“ anbieten. Dazu hat er ein Kleingruppenreisekonzept mit vegetarischer oder veganer, biologische und regionale Kost entwickelt und bietet bisher Reisen nach Deutschland, Italien, Österreich und Portugal an. Vor Ort werden dann Aktivitäten wie TaiChi, Yoga oder Seminare von Veganen Köchen angeboten um den individuellen Interessen des Publikums gerecht zu werden.
Hotelbranche sehr fortschrittlich- Luxus in Vegan
Während die Anzahl der Reiseveranstalter noch sehr überschaubar ist, zeigt sich die Hotelbranche im Vergleich sehr fortschrittlich. Auf Vegan Welcome oder Veggie Hotels findet man zahlreiche vegan-freundlichen Hotels zum übernachten, ganz ohne Tierleid. So kann man z.B. Wellnesshotels finden, die bei ihren Produkten auf tierversuchfreie Kosmetik setzen und sogar an veganen Gourmetreisen teilnehmen.
Doch das Highlight schlechthin stellt zweifelsohne die erste komplett vegane Hotelsuite der Welt dar. Das Hilton Bankside in London hat in dem Hotelzimmer auf jegliches Leder, Daunen und Wolle verzichtet um so das gewünschte Publikum anzulocken. Hier gibt es für die Besucher sogar eine Vegane Speisekarte, tierversuchsfreie Duschgels und selbst bei dem Reinigungsmittel wird drauf geachtet, dass es vegan ist.
Angebot lässt zu wünschen übrig
Trotz allem gibt es noch ein sehr eingeschränktes Angebot, was vegan Reisen angeht. Vor allem das alternative Angebot der Reiseveranstalter spricht wohl kaum die breite Masse an Reisebegeisterten an und lässt noch sehr zu wünschen übrig. Das Fazit: Der vegane Urlaubsmarkt ist noch sehr ausbaufähig!
Das größte Manko- die Destinationen beschränken sich auf den europäischen Raum, in dem es ohne weiteres möglich ist, mit etwas Recherche einen veganen Urlaub zu planen. Mit dem stetigen Wachstum der Bevölkerung der vegan lebt ist die Nachfrage nach richtigem veganen Urlaub aber jedenfalls gegeben. Es bleibt abzuwarten und zu hoffen, dass die Mainstream Reiseanbieter sich ein Beispiel am Hilton Bankside nehmen und diese Marktlücke füllen.