Unsere heutigen Getreidesorten sind immer weiter gezüchtet und damit der Ertrag des Getreides stetig gesteigert worden. Urgetreide hingegen ist noch weitestgehend so wie es auch von unseren Vorfahren vor über 10.000 Jahren angebaut wurde: Vor allem voll mit Geschmack und Nährstoffen!
Was lange wert, wir endlich gut! Die Urgetreide sind wieder auf dem Vormarsch. Lange Zeit waren sie nahezu verschwunden, heute kann man sie aber in allen Bio-Läden oder zum Teil im Supermarkt wieder ganz normal kaufen. Sie enthalten im Vergleich zu den modernen Getreidesorten wie Weizen und Gerste noch deutlich mehr Nährstoffe. Aufgrund des geringeren Ertrages sind sie aber doch bedeutend teurer, aber ihren Preis wert.
Wir möchten euch die wichtigsten Urgetreidesorten vorstellen:
- Dinkel
- Emmer
- Einkorn
- Ur-Roggen
Neben diesen Urgetreide gibt es noch verschiedene mehr. Sie alle eignen sich hervorragend zum Backen von Kuchen oder Brot sowie für Müslis am Morgen. Außerdem enthalten sie deutlich mehr Proteine und Mineralstoffe, als ihre heutigen Vertreter.
Dinkel – Der Dauerbrenner
Wenn man es ganz genau nimmt, so ist Dinkel gar kein Urgetreide, es ist selbst aus Einkorn und Emmer gezüchtet. Dennoch reicht die Geschichte des Dinkels bis vor die alten Ägyptern zurück. Seine Weltweite Verbreitung fand das Getreide aber erst im 18. Jahrhundert. Zu dieser Zeit war es aufgrund der guten Haltbarkeit ein beliebtes Handelsgut der christlichen Pilger. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verlor Dinkel dann allerdings deutlich an Bedeutung. Die Gründe hierfür liegen zum einen bei den geringeren Erträgen im Vergleich zum Weizen, zum anderen konnten bei Dinkel durch den Einsatz von Kunstdünger keine derartigen Sonderernten erwirtschaftet werden.
Heute entdecken wieder immer mehr Menschen den Dinkel für sich. Das Dinkelbrot ist inzwischen sogar wieder ein Standard in jeder gut sortierten Bäckerei. Dabei ist die Bearbeitung von Dinkel gar nicht so einfach. Es gehört zu den sogenannten Spelzgetreide. Das heißt das Korn ist von einer festen Hülle umschlossen, was eine Verarbeitung vergleichsweise aufwendig gestaltet. Um den Spelz zu entfernen benötigt es neben dem Dreschen noch einen gesonderten Arbeitsschritt.
Bezüglich des Anbaus ist Dinkel allerdings sehr anspruchslos. Es bedarf keinen hochwertigen Böden und er kommt zudem auch besser mit Trockenheit zurecht. Außerdem ist er wie die übrigen Urgetreide auch sehr robust und resistent gegenüber Schädlingen oder Pilzen. Die Tatsache, dass Dinkel mit zusätzlichem Düngen kaum zusätzliche Erträge erwirtschaftet, also das was den Dinkel einst von den Felder vertrieb, macht ihn heute insbesondere für die ökologisch Landwirtschaft interessant.
Der bereits genannte Spelz schützt das Dinkelkorn vor äußeren Umwelteinflüssen. Damit ist Dinkel in der Regel deutlich weniger von Schadstoffen belastet als andere Getreidesorten. Zudem ist er oftmals für jene Menschen geeignet, die sonst normalen Weizen aus Gründen von Allergien nicht vertragen. Das Urgetreide ist auch gut für unser Gemüt, es fördert durch spezielle Aminosäuren den Gehirnbotenstoff Serotonin oder gleicht durch seinen hohen Chrom-Gehalt unseren Blutzuckerspiegel aus, was uns auch im Alltag ausgeglichener macht. Darüber hinaus sind noch eine Reihe weiterer Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine in Dinkel enthalten.
Dinkel gibt es nicht nur in Brot und Brötchen. Inzwischen finden sich auch Müslis mit Dinkelflocken oder sogar Nudeln aus Dinkel. Auch Grünkern ist nichts anderes als das noch grün geerntete Dinkelkorn. Gerne werden daraus Bratlinge, Suppen oder Eintöpfe gezaubert.
Emmer – Von der Bronzezeit auferstanden
Vor 10.000 Jahren war Emmer das Hauptgetreide des vorderen Orients. Seine Verwendung reicht bis in die Jungsteinzeit zurück. Während der Dinkel noch lange verwendet wird, hat Emmer seine Bedeutung bereits zum Ende der Bronzezeit verloren und ist wie so manche andere Urgetreide erst wieder in den letzten Jahren mit dem ökologischen Landbau relevant geworden.
Emmer ist ein Zweikorn-Getreide, was bedeutet, dass aus jedem Absatz der Ährenspindel zwei Körner wachsen. Wie auch der Dinkel ist auch Emmer von einem Spelz geschützt. Auch der Anbau ist ähnlich, es genügen sehr nährstoffarme Böden und das Getreide ist kaum anfällig für Krankheiten und Pilze.
Wer mit Emmer backen möchte, der freut sich über die hervorragenden Klebeeigenschaften des Urgetreides. Klassischerweise wird aus Emmer Brot gebacken. Es erhält eine sehr dunkle Färbung und zudem einen deutlich würzigeren Geschmack. Ähnliches gilt für Produkte wie Nudeln und anderen Backwaren. Gesundheitlich sagt man Emmer nach, aufgrund des hohen Anteils an Carotinoiden, die Sehkraft zu Stärken und Krebserkrankungen vorzubeugen. Ganz nebenbei ist das Getreide ein wunderbarer Lieferant für Magnesium und Zink.
Einkorn – macht wach und konzentriert
Den Ursprung des Einkorn datiert man auf etwa 7500 Jahre v. Chr. In der Region um Euphrat und Tigris, wovon es sich in Richtung Westeuropa ausbreitete. Insbesondere in Italien hat sich das Einkorn bis heute gehalten und wurde gerne in der Tiermast als Futter eingesetzt. Heute erlebt das Einkorn aber ebenfalls eine Renaissance.
Wie der Name schon andeutet handelt sich beim Einkorn um ein Einkorn-Getreide, welches im Gegensatz zum Zweikorn-Getreide an jedem Absatz der Ährenspindel nur ein Korn ausbildet. Als Spelzgetreide ist es wieder besonders robust und wenig anfällig. Wie die anderen Urgetreide auch kann es beim Anbau mit mageren Böden und Trockenheit gut wachsen.
Im Allgemeinen besitzt das Einkorn ganz ähnliche gesundheitliche Eigenschaften wie bereits Emmer. Zudem zählt es aber zu den eisenhaltigen Lebensmittel und fördert durch seine Aminosäuren Tyrosin und Phenylalanin die Konzentration und Wachheit. Somit ist das Pausenbrot aus Einkornmehl nicht nur besonders lecker, sondern es steigert die geistige Leistungsfähigkeit für Schule und Beruf. Charakteristisch sind eine gelbliche Färbung des Brotes und ein leichter aber besonderer nussiger Geschmack.
Ur-Roggen – Süß und kraftvoll
Da der Ur-Roggen gerne auf Rodungen gesät wurde, ist er auch unter Waldstaudenroggen oder auch Waldstaudenkorn bekannt. Ur-Roggen war zudem ursprünglich Unkraut in Weizenfeldern. Da er sich aber als sehr winterfest und ebenfalls anspruchslos gegenüber den Bodenvoraussetzung zeigt, wurde er später zum normalen Roggen weitergezüchtet. Die Frostunempfindlichkeit macht den Ur-Roggen bis heute zu einem Getreide, dass man auch noch in großen Höhen bis zu 2000 Meter anbauen kann.
Die kräftigen Wurzeln durchwühlen das gesamte Ackerprofil und macht ihn dadurch besser für Folgekulturen bepflanzbar. Als Tiefwurzler bereitet Ur-Roggen dadurch karge Böden ideal auf einen späteren Anbau mit Gemüse oder anderen Getreidesorten vor.
Mit über 10% gehört Ur-Roggen zu den sehr eiweißhaltigen Getreidesorten. Auch sonst enthält er viel Kalium, Eisen, Zink sowie Magnesium und wichtige B-Vitamine. Meist wird es in Kombination mit normalem Roggen verwendet. Brot mit Ur-Roggen ist leicht süßlich und ebenfalls dunkel gefärbt. Der süße Geschmack des Urgetreides macht es auch ideal für süße Backwaren geeignet. Wer etwas ganz besonderes ausprobieren möchte, der kann Ur-Roggen auch keimen lassen und daraus leckere Sprossen züchten.
Weiteres Urgetreide – Amaranth, Quinoa, Buchweizen und Kamut
Neben den vier beschrieben Urgetreidesorten gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Vertreter. Sie sind alle sehr gesund und voll mit guten Nährstoffen. Bekannte Sorten wie Amaranth und Quinoa kommen aus Süd- und Lateinamerika. Buchweizen zählt zwar zu den Urgetreide, ist aber eigentlich wie der Rhabarber und der Sauerampfer ein Knöterichgewächs. Zuletzt gibt es noch den Kamut, welches zwar aus der Zeit und Region des alten Ägyptens entstammt, jedoch bis Ende der 1970er Jahre vollständig in Vergessenheit geriet.
Wer seinem Körper etwas Gutes tun möchte, der findet mit dem neuen alten Urgetreide wieder die volle Kraft der Natur in einem Korn. Die Nährstoffe sind nicht zugunsten des Ertrages herausgezüchtet und somit wertvolle Lieferanten für alles mögliche. Mangelnde Erträge machen Urgetreide teurer als Weizen, Gerste oder Hafer, ihre gesundheitlichen Vorteile haben sie im Vergleich aber auf jeden Fall bewahrt.