Schweden ist für vieles bekannt: Ikea, Elche, Köttbullar, Astrid Lindgren und Nachhaltigkeit. Das Recyclingsystem in Schweden ist so ausgereift, dass Schweden inzwischen Müll aus dem Ausland importieren muss, damit die Aufbereitungs- und Verbrennungsanlagen ausgelastet sind. Auch das Plogging, Joggen gehen und dabei herum liegenden Müll aufsammeln, hat den Ursprung in der schwedischen Nachhaltigkeitskultur. Jetzt trumpft die blau gelbe Nation mit etwas neuem auf: ein Upcycling-Einkaufszentrum!
Schon 2016 wurde ein großer Schritt bezüglich reparieren statt wegwerfen getan: die Mehrwertsteuer auf Reparaturen wurden gesenkt. Es soll ein Anreiz sein lieber Dinge zu reparieren anstatt sie weg zu werfen und neu zu kaufen. Und sie scheinen Erfolg zu haben: in Eskilstuna gibt es das erste Einkaufszentrum ausschließlich für Upcycling-Produkte.
Tausche alt gegen alt
Das Prinzip ist sehr simpel: Besucher geben ihre gebrauchte Ware einfach ab und können sich aus den aufgewerteten Dingen etwas Neues aussuche. Die Angestellten nehmen die abgelieferten Gegenstände in Augenschein um zu sehen, was noch repariert oder renoviert werden kann. Was nicht aufbereitet werden kann wandert in das herkömmliche vorbildliche Recyclingsystem. Im Einkaufszentrum gibt es 14 Ladenlokale in die die aufgewerteten Gegenstände verteilt werden. Das Angebot erstreckt sich über Möbel, Computer, Auto-Zubehör, Kleidung, Spielsachen, Fahrräder, Gartengeräte und Baustoffe. Das komplette Sortiment ist aus zweiter Hand aufbereitet!
Eine gelebte Utopie
Natürlich gibt es auch ein Bio-Café zum verschnaufen und ein Bio-Restaurant zum schmausen. Eine öffentliche Recycling-Hochschule, eine Galerie für Ausstellungen und Konferenzräume krönen den Aufbau des Zentrums. Es bietet viele Vorteile: neue Jobs entstehen, vor allem für Restauratoren und Künstler, die Umwelt oder Gemeinde wird nicht mit dem „Müll“ von noch brauchbaren Gegenständen belastet und wer hier einkaufen geht, kommt sicher mit einem guten Gefühl wieder heraus. Jegliches Potential von vermeintlichem Schrott wird hier genutzt und alten Dingen neues Leben eingehaucht. Utopischer geht es fast nicht und doch ist es Realität!
Ich würde mal sagen Berlin muss dringen nachziehen. Immerhin ist Berlin die Stadt mit der größten Flohmarktkultur die ich je gesehen habe. Auch hier gibt es viele Reparatur-Cafés, Notebooks aus zweiter Hand, Second Hand Kleidung in Hülle und Fülle und große Reparatur-Fahrradmärkte. Ständig werden irgendwo Dinge verschenkt oder eingetauscht. Vor allem ist es in Berlin einfach cool nachhaltig zu sein. Jetzt müssen wir nur noch so cool werden wie die Schweden.