Tuberkulose wird von der WHO als weltweit schwerste Infektionskrankheit unserer Zeit beschrieben. Jährlich erkranken rund 10 Millionen Menschen daran, 1,6 Millionen der erkrankten sterben. Durch die zunehmende Antibiotikaresistenz versagen die wirksamsten Tuberkulose-Medikamente. Alleine im Jahr 2017 erkrankten 558.000 Personen an einer antibiotikaresistenten Tuberkulose. Aktuell steht man als Mediziner also vor dem großen Problem wie man diesen Menschen noch helfen kann.
Australische Studie gibt neues Verständnis
Eine spannende Studie des Centenary Institute aus Australien könnte ein neues Schlüsselelement in der Behandlung von Tuberkulose gefunden haben, auch für die antibiotikaresistente Form der Erkrankung. Die Ergebnisse wurden im Journal of Infectious Diseases veröffentlicht und deuten darauf hin, dass Aspirin dem Immunsystem dabei helfen kann die Tuberkulose-Bakterien zu bekämpfen und die Entzündungen zu reduzieren, was letztendlich eine bessere Überlebenschance für den Patienten bedeutet.
Die Studie wurde an Zebrafischen durchgeführt und geben daher nur Hinweise auf eine Behandlung an Säugetieren. Dennoch konnte eine neue Sicht auf den Mechanismus von Tuberkulose Bakterien und den Blutplättchen bzw. Immunsystem gewonnen werden. Getestet wurde die Wirksamkeit von verschiedenen gängigen blutgerinnungshemmenden Medikamenten, das bekannteste und weltweit am besten verfügbare Medikament ist die Acetylsalicylsäure – Aspirin. Bisher nahm man an, dass die positiven Auswirkungen von Aspirin auf Tuberkulose durch die anti-entzündliche Wirkung zustande kommt, was auch weiterhin eine große Rolle spielt.
Tuberkulose Bakterien manipulieren unsere Blutplättchen
Die australischen Forscher beobachteten an ihren infizierten Zebrafischen durch die Flureszenzmikroskopie eine Bildung von Blutgerinnseln und die Aktivierung von Blutplättchen rund um die Infektionsorte. Das führte die Forscher zu der Annahme, dass die Tuberkulose-Bakterien die Blutplättchen (Thrombozyten) dazu anregen das körpereigene Immunsystem zu behindern und sich stark zu vermehren (Thrombozytose). Das wiederum führt vermehrt zu Entzündungen und Granuloma die das Immunsystem zusätzlich belasten. So schwächen die Bakterien das Immunsystem ihres Wirts und breiten sich mehr und mehr aus. Acetylsalicylsäure aber hemmt genau diese Wirkung der Tuberkulose-Erreger und macht damit den Weg frei für unser Immunsystem, welches dann die Bakterien besser bekämpfen kann. Sie konnten ebenfalls beobachten dass das reine Hemmen der Gerinnung nicht ausreicht, sondern tatsächlich eine Hemmung der Blutplättchen-Bildung erfolgen muss, damit die Vermehrung der Bakterien eingedämmt werden kann. Dennoch sehen die Forscher die Hemmung der Blutgerinnung als wichtige zusätzliche Therapie zum Schutz vor sekundären Komplikationen wie Schlaganfälle.
Infektionen können mit Aspirin besser kontrolliert werden
Der komplette Mechanismus ist ziemlich komplex und Aspirin hat vielfältige Auswirkungen auf verschiedene Zelltypen, weshalb die Studienlage noch nicht eindeutig positiv für die Behandlung von Tuberkulose mit Aspirin ausfällt. Die australische Forschung erweitert damit das Repertoire und ermöglicht eine tiefer gehende Forschung in diese Richtung. In jedem Fall unterstreichen sie die wichtige Rolle der Blutplättchen im Immunsystem, denn sie können durch Komplexbildungen mit Leukozyten (weiße Blutkörperchen) die Funktion dieser Immunzellen (negativ) beeinflussen. Blutplättchen können außerdem Makrophagen dazu anregen weniger entzündungsfördernde Faktoren zu produzieren, dafür mehr anti-entzündliche Faktoren. Die Experimente der australischen Wissenschaftler zeigen in jedem Fall auf, dass eine durch Erreger ausgelöste Thrombozytose durch Medikamente positiv beeinflusst werden kann, was dazu führt die Infektion besser unter Kontrolle halten zu können.
Nun erhoffen sich die Forscher, dass durch diese Erkenntnisse und die weltweite Verfügbarkeit von Aspirin dafür genutzt werden schwere Fälle von Tuberkulose Patienten zu behandeln und dadurch Menschenleben zu retten.