Seit den 1980ern ist die Anzahl der übergewichtigen Menschen weltweit stetig angestiegen. Übergewicht und Fettleibigkeit stellen somit ein großes Problem für das öffentliche Gesundheitswesen dar. Die erschreckende Erkenntnis der letzten 30 Jahre: Ein Rückgang dieses Trends ist nicht in Sicht.
Übergewicht hat schwere gesundheitliche Folgen
Mit dem Übergewicht gehen erhebliche gesundheitliche Risiken für chronische Krankheiten einher. Einige Beispiele dafür sind Diabetes Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Letzteres ist auch die häufigste Todesursache weltweit, laut der Weltgesundheitsorganisation WHO. Übergewicht wird ab einem BMI von 25 bestimmt, ab BMI 30 zählt man als fettleibig.
Sind Ärzte bei der Behandlung hilflos?
Doch obwohl der Body-Mass-Index seit Anfang der 1980er Jahre von der WHO, und anschließend auch in der Praxis als Messwert verwendet wird, scheinen Ärzte und das Gesundheitswesen daran zu scheitern etwas gegen das stetig steigenden Übergewichts unserer Gesellschaft zu unternehmen. Doch wieso können Sie ihren Patienten nicht dabei helfen zu intervenieren und die erschreckenden gesundheitlichen Folgen abzuwenden? Haben sie nicht das nötige Werkzeug? Das falsche Werkzeug, sagen die Forscher.
Das Problem: Der Richtwert BMI
Die Internationale Gesellschaft für Arterioskleroseforschung IAS und die ICCR (International Chair on Cardiometabolic Risk) haben gemeinsam eine Konsenserklärung in der medizinischen Fachzeitschrift Nature Reviews Endocrinology herausgebracht, in der Sie erklären, dass der BMI als Richtwert nicht ausreicht. Sie gehen davon aus, dass der BMI schlichtweg ein nicht ausreichender Biomarker für abdominales Übergewicht darstellt. Denn darauf soll, laut ihrer Studien, das kardiometabolische Risiko zurückzuführen sein.
Taillenumfang als neuer Richtwert für Übergewicht
An der Stelle soll die Methode des Taillenumfanges ansetzen, der neben dem BMI als neuer Richtwert herangezogen werden soll. Als unkomplizierter und einfach umzusetzender Weg den abdominalen Fettgehalt zu bemessen, soll die Methode helfen besagte Risiken einzustufen und ihnen entgegenzuwirken. Denn mit diesem Wert soll es möglich sein bei zukünftigen Folgebehandlungen den Erfolg der Interventionsmaßnahmen zu beobachten und zu kontrollieren.
Höherer abdominaler Fettgehalt erhöht Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten
Bereits im Jahr 2017 setzten sich die beiden Organisationen bei einer Tagung in Prag zusammen und besprachen das erhöhte Risiko von vorzeitiger Arteriosklerose (verkleinern und verkalken von Arterien) und Herz-Kreiskauf-Erkrankungen als Folge von abdominaler Fettleibigkeit. Und obwohl es schon seit längerem Beweise dafür gibt, dass der Taillenumfang eines Menschen, auch unabhängig vom BMI, ein essenzieller Indikator für die Morbidität (Häufigkeit der Erkrankung) und das Mortalitätsrisiko darstellt, wird er in der klinischen Praxis nicht zur Bewertung miteinbezogen.
Doch das soll sich in Zukunft ändern – Taillenumfang als „Vitalzeichen“
Die IAS und die ICCR haben das Ziel mit der Konsenserklärung den Taillenumfang als neuen Richtwert und – in ihren Worten – als „Vitalzeichen“ in die klinische Praxis einzuführen. In Zukunft soll, laut Ihnen, bei allen Patienten mit Übergewicht neben dem BMI auch der Taillenumfang gemessen werden. Denn die Reduzierung des Taillenumfangs soll bei diesen Patienten ein wichtiger Teil der Behandlung sein, um weitere gesundheitliche Risiken zu verringern. Dies soll durch Sport und Ernährungsumstellung erreicht werden.