Der Comic-Affe hat ein breites Lächeln auf den Lippen, seinen linken Daumen streckt er nach oben und in der rechten Hand hält er einen grünen Strohhalm. Er könnte auch eine Liane sein, doch aus ihm spritzt Wasser. So entstehen Wellen, auf denen saftige Orangen und Zitronen schwimmen. Mit dieser Aufmachung bewirbt Lidl bewirbt seinen Fruchtsaft „Orange“. Kinderwerbung setzt gerne auf Tiere, knallige Farben und Comic-Figuren. Das ist besonders bedenklich, wenn Unternehmen damit überzuckerte Produkte bewerben.
Warum Kinder wichtige Konsumenten sind
Was Eltern kaufen, entscheiden häufig ihre Kinder: Auf zwei von drei Produkten, die im Einkaufswagen landen, nehmen Kinder aktiv Einfluss. Das zeigte eine Studie von Ehapa Egmont, einem Verlag für Kinderzeitschriften. Sogar ganz alleine entscheiden Kinder über einen von zwei Erstkäufen. Häufig ist Eltern nicht klar, wie stark ihre Kinder das Einkaufsverhalten beeinflussen. Bewusst sind sich Eltern nur der Hälfte der Spontan-Käufe, die durch ihre Kinder ausgelöst werden, fand eine Studie der Universität Wien heraus. Welche Produkte Kinder wollen, darüber entscheidet meistens die Aufmachung. Denn andere Einflüsse wie Inhaltsstoffe oder Herkunft spielen für Kinder kaum eine Rolle. Vom Aussehen oder der Verpackung hängt also ab, was der Nachwuchs haben will.
Werbung für zu überzuckerte Getränke
Kinder lieben Süßes. Die Lebensmittelindustrie weiß das sehr gut zu ihrem Vorteil zu nutzen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollen überzuckerte Produkte gar nicht beworben werden. In den meisten Fällen geschieht das dennoch. Mit einem Ranking der zehn zuckrigsten Kindergetränke macht Foodwatch aktuell darauf aufmerksam. Die Verbraucherorganisation hatte in fünf Filialen der größten Supermärkte nach Erfrischungsgetränken gesucht, auf denen Comic-Figuren Kinder anlocken sollen. Luise Molling von Foodwatch kritisiert das scharf: „Die Lebensmittelindustrie nutzt Comicfiguren, um schon die kleinsten Kinder zu ködern und ihnen flüssige Zuckerbomben anzudrehen. Die Hersteller torpedieren damit die Bemühungen von Eltern und Lehrern, Kinder für eine gesunde Ernährung zu begeistern.“
Immer mehr übergewichtige Kinder
Der Anteil der übergewichtigen Kinder hat sich seit den 90er-Jahren verdoppelt. Mittlerweile ist in Deutschland jedes sechste Kind übergewichtig. Als eine der Hauptursachen von Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes, sieht die WHO zuckergesüßte Getränke. Der eingangs beschriebene Fruchtsaft „Orange“ findet sich auf der Foodwatch-Liste auf Platz 3 wieder. Denn er enthält 20 Gramm Zucker pro 200-Milliliter-Beutel. Trinkt ein Kind ein solches Erfrischungsgetränk, hat es schon fast die 25 Gramm Zucker pro Tag erreicht, die die WHO empfiehlt.