Früher hieß es einmal „Stadtluft macht frei“, inzwischen hat sich das aber durchaus relativiert. Stadtluft macht uns vielmehr krank, das ist erwiesen. Dabei sind Mensch und Tier davon gleichermaßen betroffen. Es gibt aber bereits Ansätze wie man das ändern könnte. Dafür muss sich die Stadtplanung allerdings wieder auf Werte der Natur zurückbesinnen und diese in ihren Stadtkonzepten akzeptieren.
Die Stadt hat ihre Natürlichkeit verloren
Unsere Städte schlafen nicht mehr. Natürliche Lebensrhythmen existieren nicht mehr. Städte sind ständig hell, denn von überall leuchtet einem das Licht von Straßenlaternen und Reklame entgegen. Dabei wird unser Tages-Nacht-Rhythmus durch Melanin gesteuert und dafür brauchen wir regelmäßige Phasen der Dunkelheit. Der Mensch und auch die meisten Tiere sind mit ihrem Organismus auf einen Tages-Nacht-Wechsel angewiesen. Bekommen sie den nicht, so werden sie krank oder zumindest in ihrem natürlichen Verhalten gestört.
Städte sind zudem laut, niemals herrscht wirklich Stille. Der Autoverkehr erzeugt aber nicht nur einen ständigen Lärmpegel, auch verschmutzen Auspuffe und Schornsteine die Luft in den Städten. Die Konsequenzen daraus sind Feinstaub und viele andere Luftpartikel, die unsere Atemwege belasten und unseren Körper ständig mit Stress versorgen.
Mensch und Tier leiden gleichermaßen
Vergleicht man Menschen in der Stadt mit der Landbevölkerung, so wird das sehr deutlich. Die von Städten ausgehende Belastung auf unseren Körper ist enorm. Stadtmenschen haben ein signifikant höheres Risiko für Zivilisationskrankheiten. Asthma oder auch Psychosen kommen ebenfalls deutlich häufiger vor. Das schließt Depressionen und andere psychischen Krankheiten mit ein. Hinzu kommen eine Vielzahl durch Luftverschmutzung hervorgerufene Krankheiten. Zu ihnen zählen neben Asthma auch Lungenkrebs oder anderweitige Tumore, wie sie auf dem Land deutlich seltener zu beobachten sind. Dem gegenüber konnten Untersuchungen zeigen, dass gerade der Kontakt mit Grün und Wald für den Menschen wie eine Therapie wirken kann.
Der Mensch ist aber nicht der Einzige, der in Städten leidet. Insbesondere Großstädte sind beispielsweise absolute Hotspots für das Vogelsterben. Allein in Deutschland gehen Schätzungen davon aus, dass etwa 100 Millionen Wildvögel allein an Glasfassaden verenden. Insekten oder auch Fledermäuse verlieren die Orientierung aufgrund der dauerhaften Lichtverschmutzung und größere Wildtiere wurden ohnehin vollständig aus dem Stadtleben verbannt.
Grüne Korridore in der Stadt
Moderne Stadtplanung könnte an den derzeitig nicht für die menschliche und tierische Gesundheit geschaffenen Zuständen etwas ändern. Ziel muss es sein, erneut Ökokorridore zu schaffen, in denen sich Tier und Mensch auf natürliche Weise begegnen können. In ihnen könnte man weitestgehend natürliche Lebensräume schaffen, die einerseits den Tieren nutzt, auf den anderen Seite aber auch einen Ausgleichsraum für den Menschen schaffen.
Natürliche Ökokorridore wären auch sehr einfach herzustellen. Das Geheimnis ist, die Natur sich selbst zu überlassen und sich damit selbst wieder regenerieren zu lassen. Überall im Boden, selbst unter dem Asphalt schlummert immer noch Leben, welches nur darauf wartet, wieder durchzubrechen. Gibt man Flächen die notwendige Zeit, so kann sich dort die Natur wieder Raum verschaffen.
Diese Grünen Korridore ließen sich über Brücken und an Verkehrsachsen entlang durch die ganze Stadt ziehen. Je besser sie miteinander verbunden sind, desto leichter macht man es insbesondere auch Tieren wieder ohne Gefahren durch die Städte zu wandern. Es gäbe zudem grüne Lungen, die unsere Atemluft reinigen, Lärm absorbierende Pflanzen und Dunkelheit, die in gewisse Stadtbereiche zurückgebracht wird.
Stadtnatur schaffen und gesund bleiben
Selbst dort, wo die Stadt nicht durch grüne Korridore unterbrochen wären, ließe sich die Natur zurück in die Stadt bringen. Gerade größere Städte beginnen zunehmend damit Dächer und Fassaden zu begrünen. Das fördert nicht nur die Artenvielfalt, auch das Stadtklima wird insbesondere in den Sommermonaten deutlich verbessert. Grünflächen entwickeln ein angenehmes Mikroklima, welches hilft Temperaturen zu regulieren und damit die Hitze der Städte zu bändigen.
Vertikale Gärten bieten zusätzlich eine einmalige Chance das Grün auch in die Höhe zu bringen. Hier bieten Städte sogar Chancen und Möglichkeiten, die es auf dem Land nicht gibt. Erste Architekten zeigen bereits wie man ganze Hochhäuser durchgrünen kann, um auf diese Weise das Lebensgefühl der darin lebenden Menschen zu verbessern.
Vertikale Gärten säubern zudem die Luft, denn sie filtern Feinstaub und Stickoxide nachweislich. Durchgrünte Städte werden dadurch sauberer und auch gesünder. Menschen werden einer gesundmachenden Umwelt wieder nähergebracht. Luft wird auf natürliche Art wieder durchfeuchtet und damit Atemwegserkrankungen zusätzlich vorgebeugt.
Wenn wir zukünftig in gesunden Städten leben möchten, dann müssen wir beim Design der Städte beginnen umzudenken. Dazu gehört die Natur wieder in die Stadt zu integrieren und Natürlichkeit explizit wieder zuzulassen. Die Effekte gesundheitlicher Art wären immens – und das nicht nur für uns Menschen!