Was würde es bedeuten ich zu 100 Prozent von regionalen Lebensmitteln zu ernähren? Was früher eine Selbstverständlichkeit gewesen ist, scheint heute den allermeisten Menschen undenkbar. Wir müssen es ja auch nicht mehr, aber welche Konsequenzen hätte denn eine Konzentration auf regionale Produkte?
Unser täglich Brot…
Es beginnt bereits am Montagmorgen beim Frühstück – Kein Kaffee! Ernähren wir uns wirklich ausschließlich von regionalen Lebensmitteln, dann ist der Lieblingswachmacher der Deutschen leider raus. In der Mittagspause gibt es kein Kokos-Curry vom Asiaten, denn die Kokospalmen werden auch bei bester Pflege in unseren Breiten eher nicht heimisch werden. Am Abend schaut es nicht anders aus.
Man kann ja einfach mal sein tägliches Essen durchgehen und dabei schauen, was denn eigentlich regional typisch ist und was nicht. Kein Reis, kein Couscous, kein exotisch Früchte… Der sich daraus ergebende Speiseplan klingt wie die gute einfache Hausmannskost: Kartoffel, Brot, Kohl, Pilze, heimisches Gemüse, Nudeln, Getreide, Waldbeeren. Das soll nicht negativ oder gar einseitig klingen, aber wir haben uns schon sehr an all diese fremden Leckereien gewöhnt.
Beispiel: Kartoffel
Blättert man, wie ich in den letzten Tagen getan, dann die alten Kochbücher nach Rezepten mit ausschließlich regionalen Lebensmitteln durch, so lässt sich statt tristes Einerlei eine wahre Vielfalt entdeckt. Denn überlegen wir doch einfach mal, was alleine aus der Kartoffel alles gezaubert werden kann. Klassische Salzkartoffel, Pommes und Kartoffelecken, Ofenkartoffel, Kartoffelaufläufe in jeder Form, Klöße (gerne am nächsten Tag eingeschnitten), Kartoffelsalat oder Suppe, Reibekuchen, Brei, Bratkartoffeln und Chips. Es würde mich schon sehr wundern, wenn diese Aufzählung schon einen Anspruch auf Vollständigkeit hätte. Alleine die verschiedenen Zubereitungsarten versprechen damit schon Abwechslung genug. Kombiniert man dies mit verschiedenen Gewürzen und Gemüse so reicht das für Wochen, ohne sich ein einziges mal wiederholen zu müssen.
Was nichts kostet ist nichts wert
Dem regionalen Erzeuger würde eine derartige Ernährung stark entgegen kommen. Seine Produkte wären auf einmal wieder gefragt und damit mehr wert. Was kostet denn heute ein Sack Kartoffeln? Im Verhältnis zu den meisten Lebensmitteln sehr wenig und man bekommt sich lange damit satt. Sozusagen der ungeschlagene Preis-Leistungs-Sieger. Was bei Elektrogeräten ein sehr gutes Verkaufsargument scheint, lockt bei Lebensmitteln nur wenige hinter dem Sofa hervor. Die Kartoffel hat ein Imageproblem und kann gegen Sushi oder Straußensteak nicht konkurrieren.
Dabei gibt es so viele Nahrungsmittel, die einmal um den Globus verschifft werden, nur um am Ende auf unseren mitteleuropäischen Tellern zu landen. Alleine für den Transport sind enorme Mengen an Wasser und Energie notwendig. Am Ende vom Tag sind diese nicht regionalen Produkte nicht einmal besonders teuer. Die Schlussfolgerung daraus kann nur sein, der Transport kostet entweder fast nichts oder die Menschen, die solche Lebensmittel herstellen verdienen zu wenig. Die Wahrheit liegt wohl eher auf beiden Seiten statt in der Mitte.
Vielleicht sollten wir mal wieder bewusst durch den Supermarkt gehen und uns fragen was denn eigentlich typisch regionale Produkte sind. Das positive daran wäre, dass regionale Lebensmittel nicht bereits Tage und Wochen bevor sie reif sind geerntet werden müssten, sondern frisch in den Auslage kommen. Dann kann es als nächsten Schritt helfen die Oma oder Mama nach einem guten traditionellen Rezept zu fragen. Mein Vergleich im Supermarkt ist zwar im Verhältnis zu den Massen an angebotenen Lebensmitteln ernüchtert ausgefallen, aber das Ergebnis auf dem Teller war super. Wie von Oma selbst gekocht – aber probiert es doch einfach selbst.