Der Einsatz von Antibiotika in der Tiermast gilt allgemeinhin als umstritten. Das Agrarministerium reagiert auf die Kritik mit verschärften Regeln für den Einsatz von Reserve-Antibiotika.
Mit Reserve-Antibiotika gegen resistente Stämme
Seit Jahrzehnten werden inflationsartig Antibiotika zur Bekämpfen bakterieller Infekte in der Medizin eingesetzt. Oft auch, wenn der Einsatz gar nicht notwendig gewesen wäre. Auch in der Tiermast ist man dazu übergegangen präventiv den Tieren Antibiotika zuzufüttern, um das Risiko einer epidemischen Krankheitswelle in den engen Mastställen einzudämmen. Die Folge: Immer mehr Bakterienstämme erweisen sich als resistent gegen konventionelle antibiotische Mittel. Sowohl in der Humanmedizin, als auch in der Tiermast. Das ist ein Problem, weil es immer schwieriger wird, geeignete Präparate bei der Bekämpfung ernsthafter Erkrankungen zu finden. Wenn normale Antibiotika nicht mehr wirken, werden sogenannte Reserve-Antibiotika eingesetzt. Um zu verhindern, dass auch hier eine frühzeitige Immunisierung der Bakterienstämme erfolgt, soll der Einsatz dieser speziellen Medikamente nun strenger reguliert werden. Zumindest in der Tiermast.
Neue Verordnung mit strengen Regeln für Reserve-Antibiotika
Die Verordnung von Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) sieht vor, dass Reserve-Antibiotika nur noch im Einzelfall eingesetzt werden dürfen und auch nur, wenn die betroffenen Tiere ernstlich gesundheitlich bedroht sind. Das bedeutet, dass die Medikamente nur angewendet werden dürfen, wenn ein Tierarzt vorher die Notwendigkeit der Anwendung festgestellt hat. Bisher war die physische Konsultation eines Arztes vor dem Einsatz dieser Mittel nicht zwangsläufig erforderlich. Das soll zumindest das Risiko einer Immunisierung der Bakterienstämme senken. Tier- und Umweltschützer fordern jedoch eine generelles Verbot von Reserve-Antibiotika. Dies ist zumindest ein Schritt in diese Richtung. Seit 2011 müssen die in der Tierhaltung verwendeten Antibiotika-Mengen verzeichnet werden. Immerhin sank die Zahl der verwendeten Mittel von 1700 Tonnen im Jahr 2011 auf 742 Tonnen im Jahr 2016. Die Verordnung könnte dazu beitragen, dass die Zahlen weiter abnehmen.