Deutschland ächzt unter der aktuellen lang anhaltenden Hitzewelle. Hier in Berlin haben wir die bisherige Höchsttemperatur der Stadt erreicht: 38°C. In anderen Teilen Deutschlands wurden schon über 40°C gemessen. Selbst in Schweden und Finnland herrschen Badetemperaturen. In Finnland bot deswegen sogar ein Supermarkt den Hitze-geplagten Menschen an, bei den Kühlregalen eine Matte auszulegen um etwas Schlaf bei kühleren Temperaturen zu bekommen.
Das war alles bekannt
All das sollte eigentlich keine Überraschung für uns sein. Schon 2015 wurde vom Umweltbundesamt eine Studie veröffentlicht, die die Auswirkungen des Klimawandels auf Deutschland beschreibt und mit welchen Herausforderungen wir es zu tun bekommen. Genannt wurde das Ganze Vulnerabilitätsanalyse, da es um die deutschlandweite Verwundbarkeit gegenüber dem Klimawandel geht. Damit wollten sie eine Grundlage für Vorsorge-Maßnahmen der Bundesregierung schaffen und Deutschland ermöglichen, eine Strategie zur Anpassung an den Klimawandel zu entwickeln.
Deutschland besitzt nämlich unterschiedliche Klimaregionen die unterschiedlich vom Klimawandel betroffen sind und deshalb individuell vorbereitet werden müssen. Ballungsgebiete müssen beispielsweise den Hitzewellen trotzen und Norddeutschland wird mit Überschwemmungen und Überflutungen zu tun haben. Durch anhaltende Dürreperioden müssen sich auch die Bauern umstellen. Monokulturen sind dann zu anfällig für Missernten. Flüsse und Staudämme müssen umgebaut werden, damit diese mehr Platz bieten bei Starkregen und Unwetter. Auch die Vegetation und Artenzusammensetzung verändert sich. Es könnten mehr artfremde Insekten und Schädlinge zu uns kommen auf die wir uns entsprechend vorbereiten müssen. Andere Insektenarten werden aussterben.
Klimawandel passiert „Jetzt“
Und wir können das aktuell sehr genau beobachten, am eigenen Leib. Dieser Sommer ist ein Vorgeschmack auf das, was in diesem Jahrhundert zunehmend passieren wird, selbst bei einem gemilderten Klimawandel. Die Satellitenbilder von Deutschland, Dänemark und England aus diesem Juli sprechen Bände. War der Juni noch grün und saftig, erstreckt sich im Juli braun, grau und gelb über die Landflächen. Waldbrände sind eine akute Gefahr. In Brandenburg tobte vor knapp zwei Wochen einige Tage lang Feuer, man überlegte schon ein ganzes Dorf zu evakuieren. Die Autobahnen A9 und A10 mussten teilweise gesperrt werden.
Wir haben Möglichkeiten
So erschreckend es klingt, es ist für mich auch ungemein spannend. Denn es ergeben sich ebenso Chancen für uns aus den geänderten Wetterbedingungen. Bauern können sich auf wärmeliebende Pflanzen konzentrieren, Soja gehört dazu und könnte vielleicht zum Teil den Eigenbedarf an Tierfutter decken. Vielleicht müsste dann weniger davon aus dem Regenwald importiert werden. Außerdem zwingen uns die Temperaturen ressourcenschonend mit Wasser und Lebensmitteln umzugehen. Wir müssen die Flüsse wieder natürlicher mäandern lassen, damit es nicht zu Überschwemmungen kommt. Das Insektensterben, das gerade mit großen Schritten passiert, können wir aufhalten wenn wir uns von den Monokulturen verabschieden, was wir müssen, wenn wir keine zu großen Missernten verzeichnen wollen. So viele Möglichkeiten und Chancen die wir ergreifen sollten. Unser Handeln hat die Natur dahin gezwungen, jetzt zwingt sie uns zurück und es kann ein großer Gewinn sein, wenn wir bereit sind Verantwortung zu übernehmen und entsprechend flexibel reagieren.