Der ohnehin bereits bestehende Siegelwald wird demnächst um ein weiteres Siegel ergänzt. Geht es nach Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer, so soll es bald ein weiteres Lebensmittelsiegel geben, denn noch sind tierische Produkte nicht besonders gekennzeichnet, falls diese gentechnikfrei „erzeugt“ werden.
Bei pflanzlichen Produkten besteht längst eine Kennzeichnungspflicht für genveränderte Organismen. Tierische Produkte sind bisher als eine der wenigen Produkte davon ausgenommen. Folglich kann der Landwirt seinen Tieren genveränderte Futtermittel zu fressen geben, kennzeichnen muss man das daraus resultierende Produkt jedoch nicht. Weder Fleisch, Wurst, Eier oder Milch müssen eine Kennzeichnung erhalten, lediglich das den entsprechenden Tieren gefütterte Futtermittel selbst benötigt eine Kennzeichnung.
Was bei pflanzlichen Produkten schon längs Standard ist, da gibt es auch erste Vorstöße bei den tierischen Produkten. Gerade in Niedersachsen ist ein Großteil der Landwirtschaft von der Tiermast abhängig, folglich werden Politiker sich auch nicht mit deren Lobby anlegen. Entsprechend schwer ist es wahrscheinlich dem eigentlichen Stück Fleisch eine Kennzeichnungspflicht bei Verwendung von gentechnisch verändertem Futtermittel abzuringen. Besser man kreiert da einfach weiteres neues Siegel. Für das Foto in der Zeitung reicht es allemal und so richtig dagegen sein kann auch niemand.
Siegel sind beliebt und einfach. Ob es jedoch sinnvoll ist, dass steht auf einem anderen Blatt. Sinnvoll wäre eine eindeutige Kennzeichnungspflicht für alle und nicht ein freiwilliges Siegel für ein paar wenige. Wohin das führt hab ich erst kürzlich im Kühlregal des Lebensmittelhändlers „Norma“ gefunden. Kaum zu glauben aber wahr, auf dem Rahmspinat ist tatsächlich ein „V-Siegel“ für vegetarische Erzeugnisse aufgedruckt. Vielleicht sollten wir noch ein Siegel für „glutenfrei“, „ohne Geschmacksverstärker“, „ohne Konservierungsstoffe“ und „ohne Farbstoffe“ daneben drucken. Achso, eines hätte ich fast vergessen: „gentechnikfrei“!