Franken ist schon lange für seine Esskultur bekannt. Da muss es deftig sein. Speziell Bratwurst, Schäuferle oder Sauerbraten dürfen auf keiner fränkischen Speisekarte fehlen. Inmitten dieses Wurst-Eldorados hat jetzt die Fachhochschule des Mittelstands in Bamberg einen Studiengang namens „B.A. Vegan Food Management“ gestartet.
Vegan Food Management klingt nach einer Nische mit BWL plus X. Dieses X wird wohl im weitesten Sinne irgendwas mit veganer Ernährung zu tun haben. Durchstöbert man die Homepage der Fachhochschule, so scheint der B.A. Vegan Food Management tatsächlich einem BWL-Studium relativ ähnlich zu sein. Es gibt Fächer wie Grundlagen des Rechnungswesens, Marketing & Vertrieb oder Volkswirtschaftslehre. Unter dem Oberbegriff „Vegan-Food-Kompetenz“ werden darüber hinaus die Lehrinhalte aber durch Fächer ergänzt, welche in dieser Art wohl eher einzigartig zu sein scheinen und gar nicht so typisch BWL: Soziologie des Essens, Interpretation ernährungsmedizinischer Studien oder Tierethik gehören beispielsweise zu diesen Exoten.
Bedenkt man die rasante Entwicklung auf des „Veganen Marktes“der letzten Jahre, so scheint ein Studium mit veganen und betriebswirtschaftlichen Schwerpunkten alles andere als unvernünftig. Große Schlachtereien, wie die Rügenwalder Mühle, sind derzeit am Umbau und werden in gar nicht so ferner Zukunft vollständig auf den Einsatz von Fleisch verzichten. Die veganen Startups mit Soßen, Foodtrucks oder Power-Riegel sind schon fast nicht mehr zählbar. Auch die etablierten Lebensmittelgiganten wissen den neuen Markt zu schätzen, immerhin werden heute schon mehrere Milliarden Euros dort umgesetzt. Nicht zuletzt McDonalds & Co. denken über vegane Burger nach, da sie merken, dass ihnen langsam die Kunden davonlaufen.
Der Veganer oder auch derjenige, der sich für eine vegane und gesunde Lebensweise interessiert, ist definitiv nicht einfach durch eine bunte Verpackung zu überzeugen. Das wird es all jenen schwerer machen, die diese Zielgruppe in Zukunft ansprechen möchten. Es braucht Experten in ihrem Fach, um gegen unverarbeitetes Obst und Gemüse argumentativ anzukommen. Informationen müssen tiefgründiger sein, CSR wird zum Verkaufsargument und medizinische Fragestellung rücken ebenso in den Mittelpunkt. Gerade bei Letzterem sind die Bedenken seitens der Verbraucher noch sehr groß.
Die Fachhochschule des Mittelstands in Bamberg geht mit dem Bachelor in „Vegan Food Management“ definitiv einen richtigen Weg. Jeder der künftig dieses Studium beginnt, der wird vom derzeitigen veganen Megatrend profitieren. Es bleibt nur zu hoffen, dass viel mehr Hochschulen den Geist aufgreifen und auf die selbe Weise ethisch vernünftiges Handeln in den Mittelpunkt ihrer Lehre stellen. Es kann den angehenden Führungskräften und unserer Weltgemeinschaft nur zu Gute kommen.