Diese Woche erreichte mich die neueste Pressemitteilung des Bundesministeriums für Umwelt, welche gemeinsam mit dem Bundesministerium für Verbraucherschutz und dem für Ernährung heraus gegeben wurde. All diese Ministerien verkünden mir, dass sie das „Nationale Programm für nachhaltigen Konsum“ gestartet haben. Erstmal sehr lobenswert!
Nachdem ich mit WirEssenGesund.de einen Ernährungsblog betreibe, habe ich mir auch insbesondere den Ernährungsteil des neuen Bundesprogammes „Nationales Programm für nachhaltigen Konsum“ angesehen. Auf der Seite des Umweltministerium finde ich hierzu die Schlagworte „ökologisch, saisonal und regional“. Würde man ökologisch durch tierfrei ersetzen, so fällt mir direkt die Parallele zu unserem FAIRFOOD-Kochbuch auf. Kann man übrigens gratis herunterladen 😉 Das aber nur am Rande.
Auf den ersten Blick ist alles gut
Die auf dieser Seite aufgezeigte CO2-Tabellen legt auch sehr schnell dar, dass tierfrei und ökologisch doch im Ernährungsbereich eigentlich das selbe ist. Soweit gehe ich die Reise des nationalen Programms für nachhaltigen Konsum mit. Man mag auch auf den ersten Blick ziemlich alles für gut befinden, was dort initiiert wird. Ein starker Fokus liegt auf Information und Kennzeichnung von Produkten. Vielleicht gibt es in Zukunft noch zwei Label mehr, wobei der Programmansatz zur Kennzeichnungsklarheit dem ein wenig widersprechen würde.
Es soll geforscht und anschließend Pilotprojekte daraus abgeleitet werden. Früherziehung in Kitas und Schulen oder Maßnahmen zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung werden dort ebenfalls vorgeschlagen. Mindesthaltbarkeitsdaten sollen überdacht und das „Einkaufen auf dem Bauernhof“ gestärkt werden. Das Volk ist begeistert und freut sich über einen großen ökologischen Schritt für die Menschheit.
Von Sinn und Unsinnigkeit
Wenn ich all diese Maßnahmen lese, dann fällt mir eines aber sehr deutlich auf. Es wird für Dinge Geld ausgegeben, die Fehler korrigieren, die daraus resultieren, dass wir für falsche Dinge sehr viel Geld ausgeben. Genauer gesagt subventionieren wir jene Lebensmittel mit den höchsten ökologischen Fußabdruck derzeit am meisten. Jetzt wird durch das Nationale Programm für nachhaltigen Konsum versucht dem mit Geld wieder zu begegnen.
Was wäre wohl sinnvoll? Der Ökonom würde jetzt von der Umweltorientierung von Subventionen oder der Internalisierung negativer externer Effekte sprechen. Folglich wäre es viel einfacher sämtliche Subventionen auf Milch und Fleischprodukte zu stoppen. Denn es sind genau die Produkte, welche unsere Umwelt am meisten belasten. Stattdessen erhalten genau diese Produkte den größten Geldsegen aus Brüssel. Würde man dies ändern, so würden jedes Jahr in Europa zig Milliarden Euro übrig bleiben, welche anschließend dafür genutzt werden können, biologisch hergestellte Lebensmittel kostengünstiger anzubieten.
Die nächste Wahl kommt bestimmt
Eigentlich bräuchte man das nationale Programm für nachhaltigen Konsum gar nicht! Es passt aber sehr gut in die Zeit und man kann damit politisch nichts kaputt machen. Groß Negatives lässt sich nicht finden. Sehr gut, denn die nächste Wahl steht ja fast schon wieder vor der Tür. Es lenkt zudem von den wirklichen Problemen und Unbequemlichkeiten ab. Eine Transformation der Europäischen Landwirtschaft kostet eventuell Wählerstimmen und ist auch nicht bis zu nächsten Wahl zu schaffen.
Da verteilt man lieber ein paar Flyer, gibt dem einen oder anderen Forschen oder Unternehmen ein wenig Geld für Pilotprojekte, macht eine nette Pressemitteilung und muss sich nicht vor den Konsequenzen eines mutigen Handelns fürchten. In Franken würde ich sagen, es fehlt der Arsch in der Hosen unserer Politiker!