Egal, ob Gummibärchen, Burger oder Coca-Cola, Kinder lieben es sich zucker- und fettreich zu ernähren. Das ist bedenklicher als bisher gedacht. Denn essen Kinder viel Fett und Zucker, trinken sie als Jugendliche mehr Alkohol. Diesen Zusammenhang zeigt eine Studie mit mehr als 16.000 Teilnehmern. Sie legt nahe, dass in der Kindheit erlerntes Suchtverhalten sich später wiederholt.
Fett und Zucker können süchtig machen
Das, was ihnen gut schmeckt, essen Kinder gerne. Häufig sind das Fast Food oder Süßigkeiten. Wissenschaftler führen das Verlangen nach Fett und Zucker auf die menschliche Evolution zurück: Zucker soll dem Körper die Energie geben, die er braucht, um zu wachsen. Ein ähnlicher Mechanismus führt auch zu der Vorliebe für Fett. Zugleich verstärken Fette den Geschmack, da sie Geschmacks- und Aromastoffe tragen. Beide Stoffe sind so verlockend, dass sie ein gieriges Verlangen auslösen können, das in Überkonsum und Kontrollverlust endet. Eine Vorliebe für Fett und Zucker kann sich schnell zu einer Sucht oder zumindest einem suchtähnlichem Verhalten entwickeln. Ob sich ein in der Kindheit erlerntes Suchtverhalten später wiederholt, wollte ein europäisches Studienteam unter der Leitung des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) wissen. Die Wissenschaftler gingen daher der Frage nach, ob Kinder, die viel Zucker und Fett essen, als Jugendliche mehr Alkohol trinken.
Führt ein hoher Zucker- und Fettverzehr später zu einem höheren Alkoholkonsum?
Um das herauszufinden, hatten die Forscher 16.000 Kinder im Alter von 2 bis 9 Jahren in acht europäischen Ländern (Belgien, Deutschland, Estland, Italien, Spanien, Schweden, Ungarn und Zypern) untersucht. In einer Folgestudie wiederholten sie das mit einem Großteil der Kinder, die inzwischen 7 bis 17 Jahre alt waren, und befragten deren Familienmitglieder. Nun werteten sie ihre Daten aus und kamen zu einem eindeutigen Ergebnis: Wer als Kind viel Zucker und Fett aß, trinkt später als Jugendlicher deutlich häufiger Alkohol. Das gilt sowohl für Jungen als auch Mädchen.
Woran könnte das liegen?
Die Studie bestätigte den Einfluss der familiären Lebensumstände, wie Einkommen und Bildungsstand der Eltern, auf die Qualität der Ernährung. Doch den positiven Zusammenhang zwischen ungesunder Ernährung und späterem Alkoholkonsum erklärte das nicht. Dass Kinder, die viel Süßigkeiten, Fast Food und Softdrinks zu sich nehmen, später häufiger zur Flasche greifen, muss also einen anderen Grund haben. Bei Tierversuchen konnte nachgewiesen werden, dass das Verlangen nach Fett und Alkohol sich gegenseitig verstärkt. Die Forscher vermuten daher, dass Kinder durch eine fett- und zuckerreiche Ernährung das Bedürfnis nach Sucht erzeugenden Stoffen erlernen. Dieses könnte dann in späteren Jahren bei Alkohol wiederkehren und sich verfestigen. Mit ihren Daten konnten die Forscher diese These noch nicht belegen. Sie betonen aber, dass ungesunde Ernährungsgewohnheiten im Kindesalter das Leben und die Gesundheit im Erwachsenenalter negativ beeinflussen können.