Es schaut aus wie Leder, lässt sich verarbeiten wie Leder, ist aber kein Leder, es ist Ananas! Tierisches Leder steht immer mehr in der Kritik von Tierschützern und Umweltorganisationen. Die Modeindustrie möchte aber nicht darauf verzichten, dabei gibt es nachhaltige Alternativen.
Leder aus Ananas klingt erst einmal seltsam. Es wird für die Herstellung des Leders auch nicht die Frucht verwendet, sondern die Blätter, welche bei der normalen Ananasernte übrig bleiben. Die daraus gewonnenen Fasern können anschließend in einem natürlichen Verfahren weiter zu Leder verarbeitet werden. Anstatt giftige Chemikalien, welche normalerweise bei Gerbprozessen eingesetzt werden, bleibt bei der Herstellung von Ananasleder lediglich Biomasse als Rückstände übrig. Diese sind nicht belastet und können anschließend sogar noch weiter zur Energiegewinnung oder als Naturdünger genutzt werden.
Das klingt nach einer vollständig natürlichen Geschichte. Es werden bereits vorhandene Rohstoffe optimal genutzt und die Reste sind schadstofffrei und können auf den Feldern kompostiert werden. Die 63-jährige Designerin Carmen Hijosa aus Spanien ist von dem Material überzeugt und produziert mit ihrer Firma „Ananas Anam“ ihre Kollektion inzwischen vollständig aus Ananasleder. Es ist ähnlich stabil, deutlich nachhaltiger und zu guter Letzt sogar günstiger als Tierleder. Einen Namen hat man für das Ananasleder auch bereits gefunden: Piñatex, eine Mischung aus dem spanischen Wort Piña für Ananas und Textiles. Piñatex ist flexibel einsetzbar, egal ob man daraus Schuhe, Sofas oder Innenverkleidungen von Autos herstellen möchte. Nach den Angaben des Herstellers ist das alles kein Problem.
Leder aus Ananas ist aber nicht die einzige Alternative zu Tierleder. Auch andere arbeiten an nachhaltigem Ersatz. Das können auch die großen Hersteller wie Nike & Co. nicht einfach an sich vorbeiziehen lassen. Sie experimentieren an ökologischen Alternativen und verarbeiten bereits heute Reste aus dem Fischfang für ihre Turnschuhe. Darüber hinaus gehen die Entwicklungen in verschiedene Richtungen: Hefe, Spinnenseide, Tee, Zucker oder Bakterien werden inzwischen ebenfalls zu Leder verarbeitet.
Auch wenn auf absehbare Zeit das uns bekannte Leder nicht verschwinden wird, so ist ein absoluter Trend zu pflanzlichen Werkstoffen oder Abfallstoffen erkennbar. Teurere Rohstoffpreise und eine sensiblere Öffentlichkeit bieten Unternehmerinnen wie der Designerin Carmen Hijosa einen guten Nährboden für ihre nachhaltigen Ideen. Sie hat wie auch andere die Zeichen der Zeit erkannt und arbeitet entsprechend in die richtige Richtung. Vielleicht sind pflanzliche Lederalternativen in gar nicht so ferner Zukunft Standard und keine Ausnahme mehr. Es braucht vielleicht bald keine Tierhaltung oder Ölförderung mehr für die Herstellung von Leder. Ananas reicht dann vollständig aus.