Den Milchbauern in Deutschland geht es schlecht. Der Milchpreis ist rapide gefallen woraufhin es für viele Produzenten schwer wird. Insbesondere die kleinen Betriebe sind am stärksten betroffen – außer sie produzieren Bio!
Wir sehen mal ab von der Tatsache, dass Milch durchaus gesundheitlich bedenklich ist und die „Extraportion Milch“ ihren Mehrwert nicht leisten kann. Auch seitens des Tierschutzes könnte man zahllose Einwände bringen, welche grundsätzlich gegen die Milchwirtschaft sprechen. All diese Punkte wollen wir jetzt einfach mal ignorieren und so tun als wäre das schon okay was die so machen.
Ein Milchpreis von unter 20 Cent ist die Arbeit nicht wert, die in der Produktion der Milch steckt. So stark rationalisieren kann kaum ein Betrieb, um unter diesen Bedingungen noch wirtschaftlich arbeiten zu können. Hinter der Produktion von einem Liter Milch steckt in Summe ein Wasserverbrauch von 1000 Litern. Nimmt man Wasserkosten von 0,2 Cent pro Liter an, so kommen wir bereits auf einen Literpreis von 2 Euro.
Zugegebenermaßen ist das eine Milchmädchenrechnung, da viel von dem Wasser vom Himmel fällt und nicht bezahlt werden muss. Dafür gibt es auf der anderen Seite Arbeits- und Investitionskosten, welche noch obendrauf gerechnet werden müssen.
Was man mit Sicherheit sagen kann ist, selbst mit einem geforderten Milchpreis von 30-40 Cent pro Liter werden die Milchbauern unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht hinkommen. Die Betriebe sind bereits heute hoch subventioniert. Das beginnt bei der Herstellung des Futters und endet beim einzelnen Milchbetrieb selbst. Ohne diese Förderung seitens der Europäischen Union wäre Milch deutlich teurer. Ein Milchpreis von über 2 Euro pro Liter wäre definitiv Realität.
Die geringsten Subventionen im Vergleich zu den Produktionskosten erhalten heute die Biolandwirte. Ein Liter Bio-Milch hat einen Marktwert von derzeit knapp 50 Cent und die Bio-Milchbauern können gut davon leben. Die Milchkrise betrifft ausschließlich jene Produzenten, die sich dem Preiskampf der Discounter beugen und immer mehr immer schlechtere Milch produzieren. In den letzten Jahrzehnten hat man sich alle Mühe gegeben aus den Kühen den letzten Tropfen Milch herauszuquetschen und hat wahre Hochleistungsproduktionsanlagen gezüchtet. Wo früher 20 Liter pro Kuh normal waren, müssen es heute 50 Liter Tagesleistung sein. Gesundheitliche und qualitative Einbußen nimmt man bedenkenlos hin. Einzig und allein die Masse zählt.
Genau das ist es was sich heute rächt. Es ist noch gar nicht lange her, da wurden die Milchquoten aufgehoben. Jetzt darf jeder Landwirt so viel Milch produzieren wie er möchte. Immer größere Betriebe produzieren immer mehr Milch. Eine Zeit lang haben die Milchbauern damit richtig gut verdient.
Irgendwann sind die Märkte aber gesättigt und das Gesetz von Angebot und Nachfrage greift. Mehr Milch bei gleicher Nachfrage – geringere Preise. Jetzt werden weitere Subventionen in den Milchmarkt gedrückt, damit die Milchbauern nicht aufgeben müssen.
Der ohnehin bereits hoch-subventionierte Milchbetrieb braucht weiteres Geld. Wenn es um unsere Lebensmittelwirtschaft geht, so ist der Staat in der Regel nicht kleinlich und bietet auch diesmal 100 Millionen Euro als Soforthilfe an. Der Verband der Milchwirtschaft spricht aber eher von einem Bedarf von 1 Milliarde Euro. Infolge würden wir Unsummen in ein System stecken, welches auf „weiter so wie bisher“ setzt. Sind alle Milchbauern gerettet werden diese wieder bis zum Anschlag produzieren und die nächste Milchkrise auslösen. Warum sollte denn auch ein einzelner Landwirt auf Profit verzichten? Er kann an der Gesamtmenge ohnehin nichts ändern.
Jetzt habe ich aber in den letzen Tagen gelernt, dass gerade bei der Milch es doch qualitativ große Unterschiede gibt. Neben Biomilch, gibt es auch noch Heumilch und was weiß ich nicht alles. Der Verbraucher ist für eine höhere Qualität durchaus bereit auch ein paar Cent mehr zu bezahlen. Wer als Milchbauer auf Qualität achtet, der kann jedoch nicht mehr in den gewohnten Mengen produzieren. In Folge würden die Milchpreise ohnehin wieder steigen.
Welchen Schluss muss ich daraus für mich ziehen? Wer besser produziert, kann nur weniger produzieren. Folglich sollte man die Mindestqualitätskriterien der Milch einfach deutlich nach oben setzen. Damit wäre nicht nur die Milchschwemme beseitigt, auch für uns Menschen und das Tier wäre ein deutlicher Mehrwert gegeben. Wenn der Staat schon hunderte von Millionen Euros in die Milchwirtschaft investiert, dann sollten auch Bedingungen daran geknüpft sein. Wenn man damit einer nachhaltigeren Milchwirtschaft entgegen kommt, umso besser!