Ein kleiner Teil der 400 Millionen Tonnen Plastik, die jedes Jahr hergestellt werden, landet in zerkleinerter Form im menschlichem Körper. Erstmals haben Forscher der Universität Wien Mikroplastik im menschlichen Körper entdeckt, und zwar im Kot.
Was ist Mikroplastik und woher kommt es?
Vor gut 65 Jahren hat die Menschheit angefangen Kunststoff in Massen zu produzieren und seitdem über 8 Milliarden Tonnen Plastik hergestellt. Diese unfassbare Masse entspricht dem Gewicht von einer Milliarde Elefanten oder 822.000 Eiffeltürmen. In Gebrauch ist nur noch rund ein Drittel dieser Kunststoffe. Der Rest ist Abfall. Weniger als ein Zehntel dieses Plastikmülls wurde recycelt, schätzen Forscher. Etwas mehr als ein Zehntel in Müllverbrennungsanlagen entsorgt. Die restlichen 80 Prozent des Plastiks lagern in Deponien, liegen in der Landschaft, fliegen durch die Luft oder schwimmen im Meer.
In die Natur gelangt reiben sich größere Plastikteile ab, zerkleinern sich und zerfallen in ihre ursprüngliche Form, in Plastikpellets. Es entsteht sekundäres Mikroplastik. Die zweite Art von Mikroplastik ist primäres Mikroplastik. Die Industrie stellt es zur Weiterverarbeitung her. Primäres Mikroplastik findet sich beispielsweise als Massageperlen in Duschgels, aber auch in Cremes oder Zahnpasta. Sind Plastikteilchen kleiner als fünf Millimeter, werden sie als Mikroplastik bezeichnet.
Studie weist kleine Plastikteile im Kot nach
Zum ersten Mal haben Forscher der Universität Wien nun Mikroplastik im menschlichen Körper nachgewiesen. Sie ließen acht Studienteilnehmer eine Woche lang Lebensmittel, die in Plastik verpackt waren, essen und Getränke aus Plastikflaschen trinken. Die Teilnehmer waren alle aus unterschiedlichen Ländern von Österreich über Russland bis Japan. Eine Woche lang schrieben sie ein Ernährungstagebuch und gaben danach eine Stuhlprobe ab. Den Kot untersuchten Experten des Umweltbundesamtes auf die zehn weltweit meist verbreiteten Kunststoffe. Bei allen Teilnehmern fanden die Wissenschaftler Plastik im Kot. Im Schnitt 20 Mikroplastikteilchen pro 10 Gramm Stuhl. „In unserem Labor konnten wir neun verschiedene Kunststoffarten in der Größe von 50 bis 500 Mikrometer nachweisen“, erklärt Bettina Liebmann, sie war für die Mikroplastik-Analysen zuständig. PP (Polypropylen) und PET (Polyethylenterephthalat) waren die beiden Kunststoffe, die die Forscher am häufigsten in den Stuhlproben fanden.
Genaue Gefahr für den Menschen noch unklar
Bei anderen Studien hatten Wissenschaftler bereits kleine Plastikteile im Blut, den Lymphen und der Leber nachgewiesen. Die Forscher der Wiener Pilotstudie konnten leider die Gefahren des Plastiks im Körper nicht abschätzen. Erstautor Philipp Schwabl schreibt dazu: „[D]ie Auswirkungen der gefundenen Mikroplastikpartikel auf den menschlichen Organismus – insbesondere auf den Verdauungstrakt – können erst im Rahmen einer größer angelegten Studie erforscht werden“. Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl können die Forscher keine Aussage treffen, wie die Art der Ernährung sich auf die Menge der Plastikteile im Körper auswirkt. Für die Gesundheit ist Mikroplastik, das wir über unser Essen aufnehmen, nach gegenwärtigem Wissenstand nicht gefährlich. Denn die Plastikteilchen scheidet unser Körper zum „überwiegenden Teil vom Körper wieder aus“, erklärt das Bundesinstitut für Risikoforschung.