Hohe Wellen hat es geschlagen, als es im Meer gefunden wurde, nun haben Bayreuther Forscher Mikroplastik im Acker nachgewiesen.
Bayreuther Studie: Plastik auch auf Äckern
400 Millionen Tonnen Plastik werden jedes Jahr hergestellt; wird es nicht richtig entsorgt, gelangt Plastik in die Natur und reibt sich ab – langsam, aber sicher zerfällt es dort zu Mikroplastik. Es sind so große Menge Plastik in der Natur, dass wir einen Teil davon nachweislich aufnehmen, wenn wir essen und trinken: Forscher der Universität Wien haben Mikroplastik im Menschen entdeckt – 20 Plastikteile fanden sie in 10 Gramm Kot und pro Stuhlgang ungefähr 200 Mikroplastikteile.
Erstmals einen Acker auf Kunststoffe untersucht, haben Wissenschaftler der Universität Bayreuth: Der Acker wurde konventionell bewirtschaftet und mit Stallmist und Stickstoff gedüngt – es wurden keine Gewächshäuser aus Kunststoff, Mulchfolien oder andere plastikhaltige Hilfsmittel benutzt und dennoch haben die Forscher größere Menge an Plastik im Boden gefunden.
Makro- und Mikroplastikbelastung im Boden
Sind Kunststoffteile größer als fünf Millimeter, nennt man sie Makroplastik – sind sie kleiner, dann ist es Mikroplastik. Pro Hektar, einer Fläche so groß wie knapp anderthalb Fußballfelder, fanden die Forscher hochgerechnet 206 Makroplastik-Teile und mindestens 150.000 Mikroplastikteilchen. Den letzten Wert berechneten sie auf Basis der 0,34 Mikroplastikteilchen, die sie pro Kilogramm Trockengewicht des Ackers maßen. Die Zahlen sind überraschend hoch, da die Forscher einen Acker herausgesuchten hatten, an dem die vermutete Plastik-Verschmutzung vergleichsweise gering ist – wie Pilze schießt Mikroplastik aus Böden, in denen es gar nicht sein sollte.
Wie kommt das Plastik in die Böden?
Die Bayreuther Forscher vermuten, dass unbeabsichtigt Makroplastik in den Dünger geraten ist und es falsch entsorgten Plastik-Müll auf das Feld geweht haben könnte. Das Fraunhofer-Institut UMSICHT in Oberhausen hat letztes Jahr ausgewertet woher Mikroplastik kommt: Abgeriebene Autoreifen, schlecht oder gar nicht entsorgte Abfälle und wieder freigesetzte Plastik-Abfälle im Bio-Müll sind die Hauptquellen. 100.000 Tonnen Reifenabrieb entstehen jedes Jahr in Deutschland und landen in der Umwelt – Mikroplastik aus der Kosmetik, dem häufig der größte Anteil zugeschoben wird, findet sich nur auf Platz 19. Unerwartet hoch hingegen sind die Mengen an Mikroplastik, die von Kunstrasenplätzen verweht oder von den Schuhsohlen abgerieben werden.
Kaum Aufmerksamkeit für Mikroplastik-Verschmutzung an Land
Gerät Plastik einmal in die Natur, zerkleinert es sich und ist überall wieder als Mikroplastik zu finden: Selbst in Naturschutzgebieten wurde Mikroplastik nachgewiesen. Der an der Bayreuther Studie beteiligte Professor Christian Laforsch rät der Mikroplastik-Verschmutzung nicht nur im Meer, sondern auch in terrestrischen Ökosystemen mehr Beachtung zu schenken: „Allein die Tatsache, dass mehr als ein Drittel der globalen Landfläche landwirtschaftlich genutzt werden, zeigt, dass die Forschung auch in diesem Bereich erheblich intensiviert werden muss.“