Lebensmittelverschwendung ist ein versteckter Skandal: Sie wird im Alltag wenig bemerkt, dabei sind die Folgen für Umwelt und Klima extrem. Rund 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel landen im Müll, die Verrottung produziert mehr als 3 Gigatonnen Treibhausgase – mehr als so manche Industrienation. Neue Informationen des Instituts der deutschen Wirtschaft werfen ein scharfes Licht auf das alte Problem: Junge Menschen sind Schuld.
Eigentlich ist das Ausmaß der Lebensmittelverschwendung ja bekannt, und auch, was man dagegen tun könnte.
Viel Obst und Gemüse bleibt auf den Feldern, weil ihre Form nicht den EU-Normen entspricht. Hier gibt es nun zum Glück mittlerweile einen Bewusstseinswandel: Immer mehr Unternehmen entstehen, die den vermeintlichen Ausschuss aufkaufen und günstig weiter vertreiben möchten. Die Bauern werden die Ernte los, wir Kunden kommen an günstige Lebensmittel, nebenbei wird etwas für den Umweltschutz getan; eine Win-Win-Situation. Denn: Nicht nur die Verrottung schadet, auch wird bei der Produktion viel Energie und Wasser verbraucht, die nun nicht verschwendet sind. Auch im Zwischenhandel und in Supermärkten werden regelmäßig Lebensmittel aussortiert, hier setzen Organisationen wie die Tafel oder foodsharing an, deren ehrenamtliche Helfer die Waren abholen und weiterleiten.
Die eigentlichen Täter sind aber wir selbst, der Tatort unsere Küchen: Wir selbst sind für mehr als die Hälfte der Lebensmittelverschwendung verantwortlich. Genießbares wird weggeworfen, weil man es nicht mehr haben möchte, in Urlaub fährt oder ein Fehlkauf war. Mehr noch: durch falsche Lagerung lassen wir Vieles verschimmeln – und dann nehmen wir es nicht mehr als Lebensmittel wahr, sondern als Müll. Deshalb bemerken wir selbst gar nicht das Ausmaß, laut Umweltbundesamt kommen so 81 kg pro Person und Jahr zusammen.
Das Institut der deutschen Wirtschaft hat Umfragedaten nun nach Altersgruppen ausgewertet, und das Ergebnis ist eindeutig: Vor allem junge Menschen werfen genießbare Lebensmittel weg. Ab Anfang 50 nimmt die Verschwendung deutlich ab, also umso älter die Personen, desto achtsamer der Umgang.
Ist das Altersweisheit? Wohl kaum – besonders sparsam ist die Nachkriegsgeneration. Also diejenigen, die Mangel und Knappheit am eigenen Leib erfahren hat. Es ist natürlich schlimm, dass besseres Wissen und Aufklärung wenig Effekt haben, und nur selbst erlebte Not einen nachhaltigen Umgang mit diesen Ressourcen bedeutet.
Dabei könnte es so einfach sein: Sinnvoll einkaufen, übrig gebliebene Lebensmittel weiter verschenken, gute Lagerung. Und wie man Reste verbraucht, erfährt man jeden Tag bei uns: Die beste Verwendung ist natürlich das Kochen!