In den letzten Monaten war Deutschland von einer außergewöhnlichen Dürre betroffen. Es hat über Wochen und Monate hinweg so gut wie nicht geregnet. Davon sind in erster Linie die Bauern betroffen. Treffen uns Verbraucher im zweiten Schritt die Folgen der Trockenheit an der Supermarktkasse?
Von der Vergangenheit lernen
Der Bauernverband fordert eine Hilfe von einer Milliarde Euro von Seiten des Staates, um den Bauern kurzfristig unter die Arme zu greifen. Prognosen gehen aber eher von einem Schaden von etwa zwei Milliarden Euro aus. Auf vielen Feldern sind die Pflanzen vertrocknet oder mussten deutlich früher geerntet werden. Entsprechend drastisch sind die Ausfälle im Vergleich zu den prognostizierten Erntemengen ausgefallen.
Nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage bleiben jetzt Preiserhöhungen nicht aus. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt jedoch anderes. Betrachtet man die zwei letzten gravierenden Dürresommer in den Jahren 1992 und 2003, so zeigten sich in der Folge keine signifikanten Preiserhöhungen für Lebensmittel. Damals konnten viele Ausfälle durch Importe aus anderen Ländern kompensiert werden.
Dieses Jahr ist jedoch vieles anders. Wir haben eine Dürreperiode, die sich viel großräumiger über viele europäische Länder ausgebreitet hat. Eine vergleichbare Kompensation aus unseren Nachbarländern, wie in den vorherigen dürrebedingten Ernteschäden wird es wohl nicht geben. Auf was müssen wir uns einstellen?
Unsicherheitsfaktor Fleisch
Bei Fleisch gehen in Folge der Trockenheit die Preise kurzfristig sogar deutlich zurück. Viele Bauern mussten ihre Tiere notschlachten, was zu einer deutlichen Überproduktion führt. Bereits jetzt ist jedoch abzusehen, dass die Futtermittel über den Winter knapp werden und entsprechend teuer werden. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Preissteigerungen auch tatsächlich an den Supermarktkassen zeigen werden.
Jetzt kommen aber internationale Verflechtungen ins Spiel. Ein zunehmender Handelsstreit zwischen beispielsweise China und den USA lässt auch dort die Viehhalter unter Druck geraten. Sie suchen für ihre Produkte verzweifelt Absatzwege, was auch hier bei uns zu stabilen Preisen führen könnte. Was die heimischen Bauern noch stärker leiden lässt, das könnte für den Verbraucher positiv ausgehen.
Es gibt auch Gewinner
Bei der Obsternte schaut die Situation ganz anders aus. Heimisches Obst wird diesen Herbst günstig werden. Obstbauern verzeichnen aufgrund der vielen Sonnenstunden Rekordernten. Auch die deutschen Winzer haben Grund zur Freude. Es werden dieses Jahr in Deutschland Spitzenweine erwartet.
Was aber tatsächlich teurer werden könnte sind verschiedene Getreidearten. Hier wurden viele Ernten verfrüht von den Feldern genommen und konkurrieren zum Teil direkt mit den knappen Futtermitteln. Auch bei manchen Gemüsesorten werden Einbußen erwartet.
Insgesamt werden die Auswirkungen zumindest für den Endverbraucher überschaubar bleiben. Wer gezielt zugreift und sich an dem bedient, was von den Temperaturen profitiert hat, der kann vergleichsweise günstig durch den Winter kommen.
Bio Landwirtschaft könnte profitieren
Wer wirklich an den Dürren leidet sind klein und mittelständische landwirtschaftliche Betriebe. Es ist aber zu beobachten, dass Bio-Betriebe deutlich besser durch die Dürreperiode gekommen sind. Sie setzen verstärkt Hummusbildung, was das Wasser besser im Boden speichert und auch eine effiziente Fruchtfolge kann bei derartigen Wetterbedingungen helfen. Auch verhindert eine bessere Bodenbedeckung durch Unkräuter das Austrocknen der Böden. Vorstellbar ist es deshalb auch, dass sich diesen Winter die Preise für Bio-Produkte verstärkt angleichen, da die Preise für Bio-Produkte stabiler sein werden als die der konventionellen Landwirtschaft.