Der Druck auf die Lebensmittelindustrie wird immer größer und langsam bröckeln die sorgfältig aufgebauten Mauern dieser. Seit ein gesunder Lebensstil durch soziale Medien immer weiter verbreitet wird, stehen entsprechend ungesunde Lebensmittel in der Kritik. Nun muss die Industrie reagieren, wenn sie nicht von innovativen Newcomern überrollt werden will.
Wahrnehmen statt abwehren
Beim Jahrestreffen der größten globalen Organisation von Produzenten und Händlern in Singapur, dem Konsumgüterforum CGF, haben die Spitzenmanager begriffen, dass es ihren Marken hilft, wenn sie die Wünsche der Verbraucher aufgreifen, statt Kunden für dumm zu erklären.
Bisher war die Strategie der Industrie-Riesen Vorwürfe mit allen Mitteln wegzudiskutieren. Übergewicht sei begründet in Bewegungsmangel und nicht wegen zu vielen Kalorien, Fett oder Zucker in der Ernährung. Es gäbe doch genügend Nährwertkennzeichnungen und eine Lebensmittelampel wäre für Verbraucher verwirrend. Damit nahmen sie grundsätzlich den Verbraucher in die Verantwortung, er solle sich doch informieren und es gäbe genügend Transparenz dies zu tun.
Klar sind wir keine Schafe die blind der Werbung glauben, aber differenziertes Informieren ist so gut wie unmöglich. Davon profitierten letztendlich Jungunternehmer, die ihre Produkte transparent und fair gestalten und damit den Bedürfnissen der Konsumenten entgegen kommen. Das hat sich für sie gelohnt und die großen Lebensmittelhersteller müssen nun schlucken, angesichts der starken Konkurrenz.
Die Großen ziehen stetig nach
Jetzt strebt die Branche die Spitze der Bewegung an: Einzelhändler wie Rewe, Lidl oder Walmart reduzieren zum Beispiel den Zuckergehalt in ihren Eigenmarken und verpflichten sich auf gesundheitlich bessere Alternativen hinzuweisen und diese nicht teurer anzubieten. Die großen Markenhersteller verändern ihre Rezepte und Packungsgrößen. Nestlé verzichtet ebenfalls auf etwas Zucker im KitKat-Riegel, dafür gibt’s mehr Milch und Kakao. Mars verkleinert seine Riegelgröße. Knorr verbannt nach und nach Zusatzstoffe.
Gesund ist das letztendlich noch nicht. Aber es zeigt, dass die Branche anfängt Verantwortung mit zu übernehmen für das steigende Übergewicht und damit verbundene Krankheiten. Die Initiativen sind noch sparsam und langsam, doch gehen sie in die richtige Richtung. Leider nicht überall: viele Mittelständler und Systemgastronomen fühlen sich noch nicht verantwortlich. Deutsche Bäcker und Konditoren entbinden sich auch gerne von diesem Trend. Dennoch wäre eine Vorschrift die Nährwerte auch hier anzugeben sehr sinnvoll. Transparenz ist und bleibt das Stichwort, wenn man an die Mündigkeit des Konsumenten appellieren will.