Softdrinks sind alles andere als harmlos: Sie machen dick und können zu schlechten Zähnen, Diabetes und Herzerkrankungen führen. Eine Übersichtsarbeit hat nun untersucht, was hilft damit Menschen weniger Zucker trinken. Das Ergebnis gibt wichtige Hinweise für die Politik im Kampf gegen die Adipositas-Epidemie.
Wissenschaftler untersuchen was gegen die Süßgetränke-Flut hilft
123 Liter Softdrinks trinkt jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr. Schon eine Dose Coca-Cola enthält mehr Zucker als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt im Laufe eines ganzen Tages, zu sich zu nehmen – veranschaulicht sind es 11 Stück Würfelzucker. Doch hinter der künstlichen Süße von Cola, Limo und Co. verbirgt sich ein echtes Risiko: Gezuckerte Getränke verstärken Risiko verschiedener Krankheiten von Übergewicht über Diabetes bis hin zu Herzerkrankungen und Krebs.
Was hilft also, damit Menschen weniger Zucker trinken? Genau dem ist ein Team von internationalen Forschern, darunter auch der TU und LMU München, nachgegangen. Sie haben über 10.000 Studien durchkämmt und daraus 58 ausgewählt, die ihren Qualitätskriterien entsprachen: In ihre Übersichtsarbeit flossen Daten aus 14 Ländern und von mehr als eine Million Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ein.
Welche Maßnahmen helfen?
Um Menschen dazu zu bringen weniger zuckerhaltige Getränke zu trinken, hilft der wissenschaftlichen Untersuchung zufolge folgendes: Wenn weniger Softdrinks an Schulen angeboten werden, dann werden sie seltener getrunken – auch Trinkwasser-Automaten und kostenloses Schul-Obst könnte dabei helfen. Ein besseres Mittel sind der Studie jedoch Preiserhöhungen auf Softdrinks, diese könnten zum Beispiel mithilfe einer Zuckersteuer umgesetzt werden. Und auch einfach verständliche Lebensmittelkennzeichnungen wie eine Ampel führen dazu, dass weniger Süßgetränke gekauft werden.
Wissenschaft empfiehlt der Ernährungspolitik eine Ampel
In Deutschland setzt die Politik darauf, dass die Lebensmittelindustrie freiwillig weniger Zucker in ihre Produkte packt. Das ist der Studie zufolge jedoch keine geeignete Maßnahme, hilfreicher wäre das Nutri-Score-Modell wie in Frankreich oder eine Zuckersteuer wie in England. „Die Ergebnisse dieser Übersichtsarbeit sind relevant für die Politik in Deutschland“, erklärt der Erstautor Peter von Philipsborn von der LMU.
Für Barbara Spitzer von der Deutschen Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten DANK zeigt die Studie wieder einmal, dass eine Lebensmittelampel „den Konsum ungesunder Produkte deutlich senken kann, sogar bei den besonders problematischen Softdrinks“. Sie fordert eine Lebensmittelampel und spricht sich für das Nutri-Score-Modell aus. Sie verweist darauf, dass der Übersichtsarbeit zufolge bis zu 56 Prozent weniger Süßgetränke gekauft werden, wenn sie mit einer roten Farbe gekennzeichnet sind.