Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes Joachim Rukwied ist mit der derzeitigen Preissituation nicht zufrieden. Wenn es nach ihm geht, so sollten Lebensmittel wieder teurer werden. So unrecht hat er nicht, aber einfach nur höhere Preise zu verlangen ist keine Lösung.
Zum Auftakt der grünen Woche, so liest man jetzt in sämtlichen Zeitungen, verlangt der Bauernverband mehr Geld für das was seine Mitglieder, die Landwirte, leisten. In Deutschland seien Lebensmittel ohnehin zu günstig. Würde man den Bauern mehr Geld geben, so würden diese beispielsweise die Haltungsbedingungen von Tieren verbessern, das hätte man auch in der Vergangenheit schon unter Beweis gestellt.
Alles schön und gut, so wird aber kein Schuh draus! Keine Frage, Lebensmittel sind in Deutschland zu günstig und deren Qualität zu schlecht, da gebe ich Herrn Rukwied recht. Auch braucht es eine gerechte Entlohnung der Landwirte, sonst sind Qualitätsverbesserungen auf vielen Höfen nicht drin, das sehe ich auch ein. Ich glaube durchaus, dass auch der eine oder andere Landwirt nur sehnsüchtig auf etwas mehr Geld wartet, so dass er seine Qualitätsstandards steigern kann.
Vielmehr bin ich aber davon überzeugt, dass wir das Problem nicht dadurch lösen werden, indem wir den Landwirten einfach mehr Geld in die Hand geben, weil wir deren Produkte teurer verkaufen. Ohne grundsätzlich schlecht über die Branche zu sprechen, es fehlt dabei einfach der Anreiz etwas zu verbessern. Viele würden das Geld einstecken und sich einfach nur über den Extra-Bonus freuen. Ändern würde sich aber aber erstmal nichts.
Wenn wir also möchten, dass unsere Lebensmittel besser werden und wenn wir möchten, dass die Bedingungen der Tierzucht sich aktiv verändern, dann haben wir in meinen Augen nur zwei Möglichkeiten:
- Wir beginnen damit, nur noch qualitativ hochwertig Lebensmittel einzukaufen. Das ist edel und nobel, damit werden wir die Massen aber nicht erreichen, denn dafür ist Deutschland preislich zu verwöhnt. Der Schnäppchenjäger steckt in uns und die Discounter sind zu stark. Wer also hofft gegen die Marketingmaschinen der Billigheimer anzukommen, dem wünsche ich einfach nur viel Erfolg, denn vielleicht irre ich mich ja auch.
- Der eigentliche Weg muss über fest vorgeschriebene Mindeststandards bei Lebensmitteln gehen. Es kann eigentlich nicht sein, dass es erlaubt ist einen derartigen Schrott, wie er zum Teil angeboten wird, überhaupt verkaufen zu dürfen. Alternativ sollten Landwirte nur noch dann von Subventionen profitieren, wenn sie deutlich mehr Qualität bieten, als das Gesetz als Mindeststandard definiert. Für das Minimum darf es nicht auch noch Belohnungen geben.
Gerade dann, wenn EU-Subventionen an zum Beispiel ein Bio-Zertifikat festgemacht würden, also nur noch Subventionen ausgezahlt würden, wenn die Lebensmittel auch in Bio-Qualität produziert werden, dann würden wahrscheinlich ganz schnell sämtliche Landwirte umschwenken und nur noch Bio produzieren. Wer billigste Massenware anbietet, der sollte gnadenlos und ohne Förderung den Weltmarkt als Konkurrenz gegen sich haben. Vielleicht hätten wir damit auch endlich sichergestellt, dass nicht wir im reichen Europa in armen Ländern die Lebensmittelpreise kaputt machen, nur weil wir unseren größten Abfall auch noch hoch subventionieren.
Allerdings sind wir in Deutschland gerade noch mit einem Minister für Ernährung und Landwirtschaft gesegnet, bei dem ich fast wetten würde, dass er bereits heute schon seine Arbeitszusage für nach der kommenden Wahl fest hat. Wer Schweinefleisch in Schulkantinen als verpflichtend festschreiben will, dessen Horizont geht nicht über den eigenen Geldbeutel hinaus. Große Ambitionen eine nachhaltige oder gesunde Stoßrichtung einzuschlagen sind definitiv nicht zu erwarten. Man kann nur hoffen, dass im September nicht erneut Menschen diesen Schlages in ein derart wichtiges Amt gewählt werden.
Ein Präsident des Deutschen Bauernverbandes kann noch so oft und gerne mehr Geld fordern, sinnvolle strukturelle Änderungen, von denen unsere Landwirte, wir als Konsumenten und unsere Landschaft profitieren würde, sind nur mit einem starken unabhängigen Minister möglich. Dafür bräuchte es jemanden, der mit dem Gegenwind der Lobbyverbände umgehen kann und auf europäischer Ebene auch Mehrheiten gewinnen kann. Ein Ernährungs- und Landwirtschaftsminister Christian Schmidt ist dazu auf jeden Fall nicht in der Lage, geschweige denn gewillt!