Es werden viel zu viele Lebensmittel weg geschmissen. Und das beginnt nicht im Supermarkt und auch nicht in Restaurants und Großküchen oder im eigenen Haushalt, nein es beginnt schon auf dem Feld bei der Ernte. Insgesamt produziert Deutschland pro Jahr rund zwölf Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle. Um das Klima zu entlasten müssten bis 2025 3,6 Millionen Tonnen weniger weggeschmissen werden und bis 2030 weitere 2,4 Millionen Tonnen. Sprich die Hälfte der aktuellen Lebensmittelabfällen müssen vermieden werden.
Wie soll das zu schaffen sein?
Fangen wir mal am Anfang an bei der Lebensmittelproduktion. Zwischen 20 und 30 Prozent der Erntegüter bleiben auf dem Feld zurück. Zum Teil, weil die Lebensmittel nicht für den Konsum geeignet sind, zum Teil weil sie einfach nicht von der Erntemaschine erfasst werden. Deswegen formieren sich immer mehr Bewegungen die per Hand eine Nachernte betreiben, natürlich in Absprache mit dem Landwirt. Manche Landwirte versuchen die übrig gebliebenen Erntegüter als Tierfutter zu verwenden, alles kann jedoch nicht recycelt werden.
Die ewige Krux des perfekten Gemüses
Aber auch der Verbraucher ist in der Verantwortung. Es wird immer mehr produziert, damit die perfekten Gemüsesorten präsentiert werden können. Gerade Kartoffeln sollen perfekt aussehen und immer gleich schmecken. Wird die Ware letztendlich wegen dem Überangebot dann nicht abgenommen, muss sie vernichtet werden. Dann geht es weiter im Supermarkt. Lebensmittel die nicht verkauft werden oder Druckstellen haben müssen weggeworfen werden. Da kommt einiges zusammen. Auch Lebensmittel, die das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben landen in der Tonne, selbst wenn diese eigentlich noch in Ordnung sind.
Dazu kommt die Industrie, die Lebensmittel verarbeitet. Fehlproduktionen werden weggeschmissen, Überschuss, und Obst und Gemüse, was wegen seiner Größe oder ähnlichem nicht maschinell verarbeitet werden kann, kommt auch weg. So sorgt auch die Industrie für Druck auf die Landwirte, dass diese optimiertes Gemüse produzieren das einfach und unkompliziert verarbeitet werden kann. Schauen wir dann noch in Großküchen, auf Kreuzfahrtschiffe und in Restaurants und Cafés, bekommt man langsam eine Ahnung woher der ganze Müll stammt. Gekochtes Essen, welches nicht gegessen wurde muss aus hygienischen Gründen entsorgt werden. Selbst die abgepackte Kaffeesahne muss laut Hygiene-Vorschriften weggeschmissen werden, wenn diese beim Gast war. Man weiß ja nie, ob der Gast eine ansteckende Krankheit hat und zufällig auf das Döschen genießt hat, was dann wieder ein anderer Gast in den Händen hat. Irgendwie logisch und sinnvoll, und gleichzeitig fühlt es sich falsch an.
Lebensmittel brauchen eine neue Wertschätzung
Hier ist auch wieder der Verbraucher gefragt: muss ich am „All-you-can-eat-Buffet“ wirklich immer alles zur Auswahl haben bis spät in die Nacht hinein? Muss der Bäcker am Abend von jeder Brotsorte noch Waren zur Auswahl haben? Nehme ich mir in der Kantine mehr Essen auf meinen Teller als ich eigentlich essen kann? Und kann ich mir nicht Essen, was ich nicht mehr schaffe, nicht auch einfach einpacken lassen? Wenn man nun ganz umweltfreundlich denken möchte, sollte man sogar immer eine Dose dabei haben in die man überschüssiges Essen packen kann für den nächsten Tag. In deutschen Haushalten werden im Jahr durchschnittlich 85,2 Kilo Lebensmittel pro Kopf weggeworfen. Auch hier sollte man sich fragen warum. Oft wird einfach zu viel eingekauft, manchmal weil es nicht anders geht, öfter weil der vermeintliche Hunger größer ist als er dann tatsächlich ist. Man muss nicht unbedingt jeden Einkauf planen, wenn man in der Küche kreativ wird. Aus vermeintlichen Resten werden so die leckersten Mahlzeiten zusammen geschustert. So schlecht wie das Wort „Verzicht“ in der letzten Zeit konnotiert wird, so sehr ist es hier angebracht. Lasst uns auf die ewige Auswahl und den Überfluss verzichten und lieber das genießen was da ist. Und ja, der Appell geht auch an die Industrie, die denkt sie müsse für diesen Überfluss sorgen. Nein, wir haben genug, es verrottet nur auf den Feldern und in den Mülltonnen.