Wir Deutschen sind wahrscheinlich Weltmeister im Verzehr von Kümmel. Es ist einer der ältesten und am meisten in unsere Esskultur eingegangenen Gewürze. Kümmel war im Vergleich zu vielen anderen Gewürzen hierzulande heimisch und somit günstig zu haben, was es somit auch für die Allgemeinheit erschwinglich machte.
Die Geschichte des Kümmels
Ein besonderer Freund des Kümmels, so sagt man, sei bereits Karl der Große gewesen. Er ließ schon im Mittelalter Kümmel im großen Stil anbauen und erstellte sogar eigene Regeln, wie dieser zu servieren sei. Dabei reicht die Verbreitung des Kümmels weit über das damalige Frankenreich hinaus. Es wächst eigentlich in ganz Europa, Amerika, von der Türkei bis nach Indien und in Nordafrika. Insbesondere Holland hat sich jedoch einen besonderen Namen beim Anbau von Kümmel gemacht. Bis heute ist „Amsterdamer Qualität“ ein Gütesiegel, welches im Handel mit Kümmel immer noch zählt.
Man kann in der Geschichte des Kümmel aber noch deutlich weiter in die Vergangenheit zurückgehen. Bereits in der Jungsteinzeit wurde Kümmel als Gewürz verwendet. In der Schweiz wurden bei Ausgrabungen Kümmel aus jener Zeit gefunden. Aber auch die Alten Griechen schätzten das Gewürz. Die Römer bevorzugten hingegen eher den Schwarzkümmel.
Kümmelsorten ziehen sich über die ganze Welt
Insgesamt gibt es zahlreiche Unterarten des Kümmels. Neben dem Schwarzkümmel gibt es auch Feldkümmel, Wiesenkümmel oder Mattenkümmel. Letztere sind nach deren Vorkommen benann, unterschieden sich aber auch geschmacklich von unserem traditionell verwendeten Kümmel. Ein weiterer Verwandter ist der Kreuzkümmel, er wird zwar verwendet wie unser Kümmel, ist aber im Vergleich eher in Indien, der Türkei, Nordafrika und Süd- bzw. Nordamerika verbreitet und wird auch dort angebaut.
Kümmel in der Küche
In Deutschland hat sich der Kümmel in sehr vielen traditionellen Rezepten verewigt. Als Nation der Krautesser ist Sauerkraut ohne Kümmel fast nicht denkbar. Auch in unsere Backtraditionen hat sich das Gewürz verewigt. Kümmelbrot unterstützt den Geschmack einer herzhaften Brotzeit oder auch Kümmelbrötchen gehören bei uns zum Frühstück dazu. Viele Fleisch- und Käsegerichte werden ebenfalls mit Kümmel verfeinert. Gerade im Alpenraum wird Kümmel zudem für traditionelle Pilzgerichte hergenommen. Die Franzosen würzen damit ihren Fisch und in Ungarn wird dem Gulasch mit Kümmel der letzte Schliff verpasst. Wie man sieht, wird trotz seines strengen und starken Geschmacks Kümmel in vielen landestypischen Küchen verwendet.
Heilende Wirkung von Kümmel
Es sind aber nicht nur der Geschmack oder die günstigen Preise, was dem Kümmel zu seinem Ruhm verholfen hat. Die heilende Wirkung von Kümmel ist ebenso ein Grund hierfür. Es beruhigt den Magen, fördert die Verdauung und regt unseren Appetit an. Zudem wird ihm auch eine krampfstillende Wirkung nachgesagt.
Neben der direkten Verwendung wird Kümmel auch zu Öl verarbeitet. Damit werden beispielsweise Tees aromatisiert. Sie sollen bei Erkältungen ihre Wirkung entfalten oder sogar die Milchproduktion nach der Schwangerschaft steigern. Insgesamt ist die Wirkung von Kümmel seit Jahrhunderten berüchtigt und somit das Gewürz ein fester Bestandteil der traditionellen Heilkunde. Kümmel ist gesund und somit zurecht derart beliebt.
Kümmel ist mehr als nur ein Gewürz
Kümmel hat es über die reine Verbreitung als Gewürz hinaus geschafft. Inzwischen wird ein bedeutender Teil der Kümmelernte nicht mehr gegessen, sondern getrunken. Es sind speziell die Skandinavier und die Norddeutschen, welche eine Vorliebe für Kümmelschnaps entwickelt haben. Als Aquavit, also „Lebenswasser“, wird das Getränk dort verehrt. Die Beliebtheit mag an den guten Anbaubedingungen in dieser Region liegen. Kümmel liebt die Seeluft und das damit verbundene feuchte Klima.
Der Kümmel-Türke
Inzwischen werden neben harten Schnäpsen aus Kümmelöl aber auch Liköre hergestellt. darüber hinaus werden auch Parfüm oder Seifen daraus hergestellt. Das Gewürz kann wirklich in Tausend Facetten angepriesen werden. Genau dies taten auch die Marktschreier und Gewürzhändler vergangener Zeiten. Aus diesem Grund etablierte sich in unserem Sprachgebrauch auch der Begriff des „Kümmel-Türken“ für Prahlhans oder Aufschneider. Die meist aus dem Balkan oder der Türkei stammenden Händlern zeigten eben keine Zurückhaltung und priesen das Wundergewürz in den höchsten Tönen.