Aufhören mit „beschuldigen und bestrafen“ und anfangen „einzufühlen und zu unterstützen“, diesen Wandel in der Gesundheitspolitik fordert eine britische Denkfabrik. Die Experten empfehlen Obst und Gemüse kostenlos an Schulen anzubieten und Einheitsverpackungen für Süßes, Chips und stark gezuckerte Getränke.
Vermeidbare Krankheiten vermeiden
In Großbritannien gelten mehr als die Hälfte aller Krankheiten als vermeidbar – einer von fünf Todesfällen ist auf Ursachen zurückzuführen, die vermieden hätten werden können. Im letzten Jahrzehnt jedoch habe sich zu wenig geändert, um vermeidbare Tode tatsächlich zu vermeiden. Deshalb fordert die britische Denkfabrik „Institute for Public Policy Research“ (IPPR) in einem aktuellen Bericht einen Wandel im Ansatz der Politik: Es sollte nicht mehr der Einzelne für sein schlechtes Verhalten „bestraft und beschuldigt“ werden, sondern die Politik sollte „einfühlen und unterstützen“ damit jeder bessere Entscheidungen treffe, die zu einem gesünderem Leben führen.
Die wichtigsten Vorschläge der Denkfabrik
Die Experten des IPPRs wollen die gesunde zur einfachen Wahl machen. Um das zu erreichen, stehen zwei Ansätze im Mittelpunkt: Zum einen soll es kostenloses Obst und Gemüse an Schulen geben. Zum anderen sollen Süßwaren, Chips und Getränke mit sehr viel Zucker in Einheitsverpackungen angeboten werden. Australien hatte Ende 2012 als erstes Land solche neutralen Verpackungen für Zigaretten eingeführt. Seitdem sind dort alle Zigarettenschachteln olivgrün, oben findet sich einer der üblichen Warnhinweise, in der Mitte ein Bild einer möglichen Folgeerkrankung und unten in einheitlicher Schrift der Name des Herstellers. Für Süßwaren wären einheitliche Verpackungen wohl nicht so drastisch, aber Hersteller wie Haribo könnte dann nicht mehr mit Fröschen, Bären und Schnullern, knalligen Farben und Sprüchen „wie macht Kinder froh“ auf der Packung werben.
Zudem schlägt die Denkfabrik vor, dass Mindestalter für Tabak auf 21 Jahre anzuheben und Rauchen in allen öffentlichen Orten zu verbieten. Kinder aus Haushalten, die Sozialleistungen erhalten, sollen in der Schule ein kostenloses Essen bekommen und Werbung für ungesunde Produkte erst ab neun Uhr abends gezeigt werden dürfen. Um eine Milliarde Pfund sollen die Gelder für öffentliche Gesundheit aufgestockt werden, empfehlen die Experten und zitieren eine Studie, die zeigt: Jeder Pfund, der in die öffentliche Gesundheit investiert wird, spart im Schnitt Kosten von 14 Pfund ein.