Das Haarspray bringt sie auf den Kopf, Gesichtscremes auf die Haut und meistens landen sie bei der nächsten Dusche im Abwasser. Eine Studie über Kunststoffe in Kosmetika zeigt: Fast in jedem dritten Kosmetikprodukt stecken problematische Kunststoffe – manche könnten Frauen sogar unbewusst essen.
Kosmetika und Mikroplastik
Wenn es um Plastik geht, dann geht es meistens um die Verpackung. Kosmetika bilden da eine Ausnahme: Sie sind nicht nur in Plastik eingepackt, sondern in ihnen befinden sich häufig auch kleinste Plastikteilchen, sogenanntes Mikroplastik, oder flüssige Polymere. Jede vierte Frau in westlichen Industrieländern benutzt täglich bis zu 15 unterschiedliche Kosmetikprodukte. Die Internetplattform CodeCheck hat in Zusammenarbeit mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) knapp 130.000 Kosmetikprodukte aus der CodeCheck-Datenbank untersucht und herausgefunden: Fast ein Drittel enthält Mikroplastik oder andere schwer abbaubare Polymere.
In welchen Produkten sind besonders oft Kunststoffe?
Die „Polymerstudie 2020“ unterscheidet zwischen festem Mikroplastik und flüssigem Polymeren. „Geheime Mikroplastik-Bomben“ finden sich von Foundation über Rouge bis hin zu Lippenstiften und Lidschatten. Sind Polyethylene (PE) im Lippenstift, könnten Frauen diese sogar unbewusst essen. Mikroplastik ist jedoch nicht nur in Make-up-Produkten, sondern auch in Duschgels, Shampoos und Peelings. Insgesamt enthält der Studie zufolge jedes fünfte Kosmetikprodukt Mikroplastik.
Noch häufiger als feste Kunststoffe finden sich flüssige, meistens wasserlösliche Polymere in Kosmetika. Sie sind in fast jedem zweitem Haarstylingprodukt, Sonnenschutz und Nagellack. Sie werden nicht wie Mikroplastik als Peeling, sondern als Verdickungs- oder Füllmittel eingesetzt, und sorgen beispielsweise dafür, dass die Frisur hält. Insgesamt enthält jedes dritte Produkt der Untersuchung flüssige Polymere. In vielen der Gesichtskosmetika stecken Acrylate oder Silikone, die ein weiches Gefühl oder besonders lang anhaltende Pflege vortäuschen, indem sie auf der Haut bleiben – die Autoren bezeichnen sie daher als „zweite Haut“.
1.000 Tonnen Mikroplastik gelangen in Abwässer und Böden
Durch Kosmetika und Waschmitteln landen jedes Jahr in Deutschland einer Studie des Fraunhofer-Instituts zufolge circa 1.000 Tonnen feste Mikroplastik-Partikel und fast das 50-fache an flüssigen Polymeren in den Abwässern und Böden. Die Autoren der „Polymer-Studie 2020“ empfehlen dem Gesetzgeber festes Plastik komplett zu verbieten und flüssigen Acrylat-Verbindungen deutlich einzuschränken; Verbrauchern raten sie diese nicht zu kaufen. Die gesundheitlichen Folgen seien „unvorhersehbar“, bedenklich seien insbesondere hormonell wirksame Substanzen in den Kunststoffen wie Weichmacher, die zu Allergien, Brustkrebs und Unfruchtbarkeit führen könnten.