Das Handwerk des Metzgers wird immer unbeliebter. Verwunderlich ist das nicht. Während die Hälfte der Schulklasse sich „Fridays for Future“ anschließt und zunehmend vegan lebt, kann man selbst schlecht zum Metzger werden. Zumindest nicht dann, wenn man seine Freunde weiterhin behalten will.
Gesellschaftliche Ächtung trotz iPad
Der Beruf des Metzgers ist gesellschaftlich abgerutscht. Schlachten wird heutzutage von sehr vielen gerade jungen Menschen mit töten gleichgesetzt. Ginge es nach ihnen, so sollte man es auch gleichermaßen unter Strafe stellen. Während viele Jahrhunderte lang Metzger ein anerkannter und respektierter Berufswunsch war, hat sich das in den letzten Jahren entsprechend gedreht. Keiner will mehr Metzger sein.
Da hilft es auch nicht, dass traditionelle Metzgerbetriebe, wie kürzlich geschehen, mit Hilferufen sich an die Öffentlichkeit wenden. Im Rahmen von Pressemitteilungen verkünden sie, dass sie ihren Auszubildenden gerne übertarifliche Löhne bezahlen möchten, eine bessere Wertschätzung zukommen lassen und nicht zuletzt ein iPad obendrauf legen. Betrachtet man die Zahl der offenen Stellen des Betriebes, so scheint die Aktion nur unzureichend erfolgreich zu sein.
Erfolgreich mit Fleischersatz
Andere große Metzgereibetriebe machen es vor und gehen stattdessen einen alternativen Weg. Sie etablieren sich mit einem guten Namen mit hochwertigen Fleischersatzprodukten auf der fleischlosen Seite. Anstatt weiter mit Umweltverschmutzung, Klimawandel und Tierleid in Verbindung gebracht zu werden, gelten sie als innovative Trendsetter und Vorreiter ihrer Branche. Sie gehen in die richtige Richtung. Das muss auch nicht zwangsläufig mit wirtschaftlichen Nachteilen verbunden sein, ganz im Gegenteil. Junge Fleischersatz-Startups sind heute mehr wert als viele der größten Fleischproduzenten.
Fleisch ist ein Lebensmittel, welches viel zu kostbar ist, um es billig zu verramschen. Tiere sind viel zu kostbar, um sie in Produktionszyklen zu packen und in Massen zur Schlachtbank zu führen. Unsere ökologischen Ressourcen reichen auch nicht aus, jedem einen ungehinderten Fleischgenuss bieten zu können.
Dieses Bewusstsein schlägt sich nicht zuletzt auf die Metzger-Zunft nieder. Wer den Beruf ergreift gilt als rückständig und in vielerlei Hinsicht unverantwortungsvoll – es schwingt Ekel und der Hauch des Totes mit. Will man den Ruf der Branche wiederherstellen, wird es auch nicht ausreichen mit etwas mehr Geld zu winken und ein iPad zu verschenken.