Viele Tierprodukte im Handel stammen von kranken Tieren. Um diesen Missstand zu beheben, fordert foodwatch gesetzliche Vorgaben für die Gesundheit von Nutztieren.
Wo sieht foodwatch das Problem?
Matthias Wolfschmidt, Internationaler Kampagnendirektor von foodwatch, schreibt:
Die gesetzlichen Grundlagen reichen offenkundig nicht aus, um Millionen von Nutztieren vor krankmachenden Lebensbedingungen zu schützen. Der Gesetzgeber weigert sich seit Jahren, die betriebsgenaue Erfassung, Auswertung und Verbesserung des gesundheitlichen Tierschutzes anhand klarer Kriterien vorzuschreiben und voranzutreiben.
Warum reichen die aktuellen gesetzlichen Vorgaben zum Tierschutz nicht aus?
Foodwatch führt wissenschaftliche Studien an, die zeigen, dass Lebensmittel mit tierischen Zutaten überraschenderweise zu einem Großteil von kranken Tieren stammen. Den Studien zufolge werden 90 Prozent der Milchkühe im Laufe eines Jahres krank. Jedes Jahr macht jede zweite Kuh eine Krankheit durch, die auf ihre Haltung zurückzuführen ist, und dementsprechend vermeidbar wäre. Insgesamt stammt jeder zehnte Liter Milch von einer Kuh mit entzündetem Euter.
Und nicht nur im Kuhstall prägen Krankheiten den Alltag. Jedes vierte geschlachtete Schwein litt an haltungsbedingten Krankheiten, jedes vierte Ei wurde von einer Henne mit Knochenbrüchen gelegt und jedes vierte Stück Hühnchenfleisch stammt von einem kranken Hahn. Prinzipiell können Verbraucher foodwatch zufolge davon ausgehen, dass jedes vierte Tierprodukt von einem kranken Tier stammt. Die betroffenen Produkte erkennt man im Laden nicht und Tiere aus Bio-Tierhaltung sind teilweise genauso betroffen wie Tiere aus konventionellen Betrieben.
Was fordert foodwatch deshalb?
Um eine Wende in der Tierhaltung zu schaffen, fordert Matthias Wolfschmidt von foodwatch daher von der nächsten Bundesregierung folgendes:
Wir brauchen klare gesetzliche Vorgaben für die Erfassung und Verbesserung der Gesundheit von allen Nutztieren. Es ist höchste Zeit für eine Tier-gesund-haltungs-wende!
Denn er findet, dass keiner der bisher diskutierten Vorschläge eine wirkliche Lösung bereithalte. So könnte das freiwillige Tierwohl-Label nur 20 Prozent des Marktes abdecken, was keine Verbesserung für die Mehrheit der Tiere wäre. Eine 0-1-2-3-Kennzeichnung von Fleisch, wie bei Hühnereiern, sei „völlig ungeeignet, um Leiden und Schmerzen der Nutztiere nachvollziehbar zu lindern oder zu verhindern“. Die Initiative Tierwohl, bei der Aldi, Edeka, Metro, Lidl und Rewe mitmachen, sieht er als „schlechten PR-Gag“.
Um zu erreichen, dass europaweit nur noch Produkte von gesunden Tieren in den Handel kommen, hat foodwatch bereits 2015 eine Petition gestartet. Diese hat bisher fast 150.000 Unterstützer gefunden, auch ihr könnt die Petition unterzeichnen.