Investitionen in Hochwasserschutz sind notwendig wie nie: Nach Ansicht von Experten wird die Hochwassergefahr in Deutschland in den nächsten 25 Jahren deutlich stärker zunehmen, als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kam eine Forschergruppe in einer Studie am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).
Durch den Klimawandel wird sich die Art der Regenfälle weiterhin drastisch verändern. Laut der Studie wird die Zahl der Überflutungsopfer von aktuell 100.000 bis zum Jahr 2040 auf rund 700.000 ansteigen. In Baden-Würtemberg wird sich der Anteil an betroffenen Einwohner wahrscheinlich verfünfzehnfachen. Das Bundesland mit der angeblich sonnigsten Hauptstadt Deutschlands gehört damit weltweit zu den Spitzenreitern.
Das Problem tritt global auf. Auch in Teilen Indiens, Indonesiens, anderen mitteleuropäischen Staaten und der USA ist der Ausbau der Hochwasserschutzmaßnahmen dringend notwendig. In Nordamerika wird ein Anstieg der Hochwasserereignisse um das zehnfache erwartet. „Mehr als die Hälfte der USA müssen ihr Schutzniveau innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte mindestens verdoppeln, wenn sie einen dramatischen Anstieg der Hochwasserrisiken vermeiden wollen“, mahnt der Autor der Studie Sven Willner.
In Asien, Afrika und Südamerika ist der Anstieg ohne zusätzliche Investitionen geringer, aber dafür sind mehr Menschen von der Hochwassergefahr betroffen. In Asien würde sich die Zahl der potentiellen Hochwasseropfer beispielsweise mehr als verdoppeln. In Asien ist ein Anstieg von sechs auf zwölf Millionen Einwohner zu erwarten, in Afrika von 25 auf 34 Millionen. Bevölkerungswachstum und Veränderungen der Siedlungsstruktur sind hierbei nicht berücksichtigt.
Überrascht waren die Forscher von dem großen Anpassungsbedarf in hoch entwickelten Ländern mit guter Infrastruktur wie Deutschland. Auch hier bedarf es dringend erhöhter Investitionen in Deichbau, veränderte Baustandards und Umsiedlungen, um der Hochwassergefahr präventiv zu begegnen. Daher gibt Co-Autor Anders Levermann eine deutlich Warnung an die Entscheidungsträger: „Nichtstun wäre gefährlich.“