Seit diesem Jahr preschen die Discounter mit ihren eigenen Siegeln bei Frischfleisch zu den Haltungsbedingungen der Tiere vor. Lidl machte den Anfang inzwischen haben auch Aldi, Netto, Penny und Kaufland ihre eigenen Label. Nur die Supermarktketten Edeka und Rewe zieren sich bislang noch.
Vier Stufen der Kennzeichnung
Die eigene Kennzeichnung ist in der Regel vierstufig. Sie soll auf den ersten Blick Auskunft über die Haltungsbedingungen der Schlachttiere geben. Stufe eins ist die Massentierhaltung nach gesetzlichem Standard, Stufe zwei entspricht dem Tierwohllabel, was nur eine geringe Verbesserung zur Massentierhaltung ist. Stufe drei nennt sich Außenklima und ist vergleichbar mit dem Siegel des Tierschutzbundes. Stufe vier ist analog zum EU-Bio-Siegel.
Trotzdem keine Ausreichende Transparenz
Was auffällt: in den Discountern gibt es kaum Stufe vier Fleisch. 95% der Fleischware kommen immer noch aus der Massentierhaltung, also Stufe eins. Und das Siegel gibt nicht Flächendeckend Auskunft über alle Prozesse. Selbst wenn ein Betrieb seine Aufzucht auf Stufe zwei umstellt, Transport und Schlachtung aber weiterhin nach gesetzlichen Standards ablaufen, wird das Fleisch als Stufe eins gekennzeichnet. Prinzipiell finde ich das gut, so wird einem nichts schön geredet. Nur weil die Tiere etwas mehr Platz haben, spricht das noch lange nicht für ein würdiges Leben der Tiere. Aber es sagt auch, dass dem Label noch einiges an Transparenz fehlt. Es müsste die vollständige Kette gekennzeichnet werden, damit der Verbraucher mündig entscheiden kann.
Wann kümmert sich die Politik endlich darum?
Der Handel macht damit Druck auf die Politik, die nur träge aus dem Sumpf kommt, obwohl eine Kennzeichnung schon lange von den Verbrauchern gefordert wird. Mit diesen eigenen Siegeln, die jeder Discounter und Supermarkt selbst gestaltet, werden die Verbraucher eventuell verwirrt. Darauf beruft sich auch Real und führt daher kein eigenes Siegel ein. Die Warenhauskette möchte auf die bundesweit gültige gesetzliche Regelung warten. Das wird aber mindestens noch bis 2020/21 dauern, dann soll vorerst das staatliche „Tierwohllabel“ in die Supermärkte kommen.
Bis dahin können die Discounter und Supermärkte schon Erfahrungen sammeln. Auch Rewe und Edeka prüfen zur Zeit, wie sie ein eigenes Label umsetzen können. Dann wird sich zeigen, ob der Verbraucher, so wie er immer behauptet, auch bereit ist mehr Geld für bessere Tierhaltung zu zahlen. Sollte das der Fall sein, wird der Druck auf die Politik etwas zu unternehmen immens, denn dann können die Fakten nicht mehr unter den Teppich gekehrt werden.