Knapp 21 Kilogramm Geflügelfleisch isst jeder Deutsche im Schnitt – davon ist jedes zweite Hähnchen von Keimen befallen, die Durchfall, Bauschmerzen und Fieber auslösen können.
Wie heißt der Erreger und wo wurde er nachgewiesen?
Campylobacter ist ein Bakterium und im wahrsten Sinne des Wortes ein krummes Ding – übersetzt heißt es „krummer Stab“. Der Name des Erregers ist auch sein Krankheitsprogramm: Er sorgt dafür, dass man gebeugt auf dem Klo festsitzt, der Bauch so schmerzt, dass man sich im Bett wölbt oder dort fiebrig schwitzt und sich gleichzeitig vor Frost schüttelt. Bei Proben im deutschen Einzelhandel hat man den Keim in jedem zweiten Hähnchen (51,8 %) gefunden. In Schlachthöfen hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) den Erreger sogar noch öfter nachgewiesen: Mehr als drei von vier Hähnchen (78,8 %) waren mit den gefährlichen Keimen belastet, das berichtet die Rheinische Post – die Zahlen stammen aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Frage des Grünen-Fraktionschefs Anton Hofreiter.
Gerät der Erreger in den Körper, kann er gefährliche Krankheiten auslösen. Besonders Menschen mit geschwächtem Immunsystem sind davon betroffen. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts führt Campylobacter jährlich zu mehr als 70.000 Erkrankungen – die Darmentzündung, die der Erreger verursacht, ist damit zur häufigsten meldepflichtigen bakteriellen Krankheit in Deutschland geworden. Auch die Zahlen der Bundesregierung bestätigten, dass sich der Erreger immer weiter verbreitet: Im Vergleich zu den Zahlen sechs Jahre zuvor wurde der Erreger 20 Prozent häufiger in Proben aus Supermärkten und sogar 38 Prozent häufiger in Proben aus Schlachthöfen gefunden.
Warum ist das Problem schlimmer geworden, obwohl es schon länger bekannt ist?
Dass sich der Keim wie beflügelt fühlt, liegt vor allem an der mangelnden Hygiene an den Schlachthöfen: Die harte Arbeit im Akkord wird dort schlecht bezahlt. Messer werden zu selten gereinigt. Hofreiter fordert daher, dass die Regierung für mehr Hygiene auf den Schlachthöfen sorgt. „Dazu gehört, dass sich die Bundesregierung in Brüssel dafür einsetzt, dass die Grenzwerte für Keimbelastung deutlich nachgebessert werden“, so Hofreiter. Auch in der Kühlkette vom Mastbetrieb bis zum Einzelhandel gibt es ab und zu Lücken, die dazu führen können, dass sich das Fleisch erwärmt und die Bakterien sich vermehren.
Was kann man gegen den Krankheitserreger tun?
Das Tückische an Campylobacter-Bakterien ist, dass man sie nicht an Farbe oder Geruch des Fleisches erkennen kann. Denn Lebensmittel, die von den Keimen befallen sind, verderben nicht. Wichtig ist es deshalb, dass Geflügelfleisch gut durchzubraten: Erreichen die Fleischstücke für mindestens zwei Minuten im Inneren eine Temperatur von über 70 Grad, werden die Erreger abgetötet. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt zudem bei Geflügel besonders viel Wert auf die Hygiene in der Küche zu legen – über Hände, Bretter und Messer können die Keime in der Küche verteilt werden. Daher sollte man alles, was mit dem Geflügel in Kontakt gekommen ist, gründlich unter heißem Wasser und mit Spülmittel reinigen. Vorsicht ist besonders bei Hähnchen geboten, wo fast jedes Stück von dem Erreger befallen ist, und somit möglicherweise Krankheiten auslösen könnte.