In den letzten Tagen entbrannte eine wahrlich anregende Diskussion um Herbizide, welche im Bier gefunden wurden. Genaugenommen handelt es sich dabei um Glyphosat. – eingestuft als wahrscheinlich Krebs erzeugend für den Menschen. In der EU wird auch derzeit diskutiert, ob dieses Mittel erneut zugelassen wird oder nicht.
Ließt man die verschiedenen Artikel der letzten Zeit, so teilt sich das ganze in zwei Lager. Wie kann es anders sein, es gibt eine heftige Opposition, welche am besten sofort Glyphosat verbieten möchte. Auf der anderen Seite stehen die Beschwichtiger, welche uns erzählen möchten, dass es doch gar nicht so schlimm sei.
Letztere zeigen auf, dass der Alkohol im Bier bereits gefährlicher wäre, als die Menge an Herbizid, das darin entdeckt wurde. Auch wird das Bier in den Studien an den Grenzwerten für Trinkwasser gemessen, diese werden aber besonders streng gesehen. Es geht ja immerhin um unser Trinkwasser! Unterm Strich möchte man uns erklären, dass es doch gar nicht so schlimm sei und wir uns nicht so anstellen sollen. So ein wenig Glyphosat wird schon keinen vorschnell umbringen.
Wahrscheinlich ist dem auch so. Die Grenzwerte werden nicht erschreckend weit überschritten sein, vielmehr ist es erschreckend, dass es des Deutschen liebstes Freizeitgetränk betrifft. Über Jahrhunderte bewahren wir nun das Reinheitsgebot und im 500sten Jahr seines Bestehens steht das Bier auf der Anklagebank.
Im Smog von Großstädten werden regelmäßig Feinstaubwerte weit überschritten, Weichmacher treten aus Plastikflaschen aus, Antibiotika und Hormone durchziehen unser Fleisch, Monokulturen zerstören unsere Lebensgrundlage, Plastik gehört zum festen Bestandteil des Hochseefisches und bei all dem regen wir uns über ein paar Grenzwerte von Glyphosat im Bier auf! Unsere Umwelt ist voll von Kaputtmachern und Giften, sehr viele davon werden schlimmer sein, als das bisschen Glyphosat im Bier!
Zu recht regen wir uns auf! Kann es denn wirklich so schwer sein vernünftig zu wirtschaften? Es geht bei der Diskussion eigentlich nicht darum, ob und inwieweit Grenzwerte überschritten werden. Es geht ganz grundsätzlich darum, dass das Zeug in unserem Essen und in unseren Getränken nichts zu suchen hat! Bei Glyphosat wundert es mich überhaupt nicht, dass wir es auf unseren Tellern wieder finden. Immerhin geben wir uns reichlich Mühe. Es ist das weltweit am meisten verwendete Herbizid und alleine auf deutschen Äckern verteilen wir jährlich 6000 Tonnen davon.
Feinstaub, Weichmacher, Antibiotika, Plastik und was sich noch alles in unseren Kreisläufen finden lässt, es kommt bei all dem noch hinzu. Wir haben nicht nur ein wenig Glyphosat zu viel in unserem Bier, wir haben ja noch alles mögliche andere überall. Irgendwo sollte man aber langsam anfangen das Zeug wieder aus unseren Kreisläufen zu entfernen. Am besten fangen wir mit dem Glyphosat an und arbeiten uns dann langsam durch das Plastik im Meer.
Die Alternativen sehen sonst nämlich nicht so rosig aus. Entweder wir erhöhen in bewährter Praxis verschiedene Grenzwerte, so dass wir weiterhin so arbeiten können wie wir es gewohnt sind, oder wir werden in Zukunft regelmäßig von irgendwas erfahren, was irgendwo zu viel enthalten ist. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Stoffe dorthin gelangen, wo sie nichts zu suchen haben. In den Menschen, die davon krank werden, in die Tiere, die deshalb sterben müssen und in die Natur und damit in unsere Lebensgrundlage, die darunter leidet… na und?
Es ist bezeichnend wie wir uns an der Nase herumführen lassen. Wir sind es inzwischen gewohnt, dass immer wieder etwas passiert. Das kollektive Gehirn des Verbrauchers hat einen Horizont von ein paar Wochen, wenn nicht sogar nur Tagen. So regen wir uns zwar immer wieder auf und so manch einer gelobt gewisse Produkte nicht mehr zu kaufen, um auf diese Weise seinen Protest auszudrücken. Irgendwann nimmt der Einkaufskorb aber wieder seine gewohnte Form an. Das dem so ist, sei dadurch bewiesen, dass keiner der Brauereien, deren Bier als nicht glyphosatfrei getestet wurde, dies in seiner Jahresbilanz merken wird, weshalb sich an den Anbaubedingungen der drei heiligen Zutaten auch nichts ändern wird – Prost, weiter trinken!