Scharfes Essen wird auch in unseren Breitengraden immer beliebter. In der asiatischen Küche (vor allem in Thailand und Indien), aber auch z.B. in Mexiko, ist die Chili sowieso nicht mehr wegzudenken und auch wir haben bereits zahlreiche Chili-Rezepte veröffentlicht. Echte Chili-Liebhaber bauen sich die schärfsten Schoten mittlerweile auf Balkon und Fensterbrett selbst an und beim Gärtner des Vertrauens kann man aus den verschiedensten Sorten wählen. Man sagt dem scharfen Paprikagewächs sogar eine gesunde Wirkung nach und es gibt Studien, die eine höhere Chance auf ein längeres Leben durch scharfes Essen belegen.
Was tun, wenn’s brennt?
Auch wenn wir uns im Laufe des Lebens an den Schärfegrad von Lebensmitteln nach und nach mehr gewöhnen können, so kann es dennoch leicht passieren: Man hat es beim Lieblings-Asia-Restaurant einfach mal wieder übertrieben hat und das Gericht schlichtweg zu stark bestellt hat. Vielleicht wollte man sich oder der Begleitung auch beweisen, wie robust man ist oder ist eine leichtsinnige Wette eingegangen. Stellen wir das Warum einmal beiseite, das Ergebnis soll uns jetzt mehr interessieren.
Die Schärfeattacke treibt uns zunächst die Röte ins Gesicht, kurz darauf verlieren wir leider jegliche Farbe. Stattdessen bilden sich erste Schweißtropfen auf der Stirn, die sich alsbald zu einem Rinnsal vereinen – und das sind nur die äußeren Anzeichen. Viel schlimmer ist das, was in uns passiert. Da macht sich zunächst nur ein leichtes Brennen und vermehrter Speichelfluss bemerkbar. Doch es dauert nicht lange und es trifft uns die volle Wucht der Chili: Das leichte Brennen steigert sich in ein loderndes, sengendes Flammen, die Stimme versagt uns und wir fühlen uns zerbrechlich und von Schwindel geplagt.
Was hilft am besten gegen die Chili-Schärfe?
In einer Studie, die jüngst im Fachblatt „Physiology & Behaviour“ veröffentlich wurde, haben Ernährungswissenschaftler erforscht, mit welchem Getränk man die Schärfe der Chili am effektivsten mildert. Der enthaltene Stoff Capsaicin, der die Schärfeempfindung durch Reizen der Schmerzrezeptoren in den Schleimhäuten auslöst, soll hierbei möglichst schnell und umfassend gebunden werden.
Hierfür ließ man 42 Frauen und 30 Männer einen chili-geschärften Tomatensaft trinken und den empfundenen Schärfegrad alle 10 Sekunden auf einer Skale selbst bewerten. Dies wiederholte man mit jedem der Probanden insgesamt noch sieben Mal, stellte aber pro Durchgang jeweils ein zweites Getränk zur unmittelbaren Linderung bereit. Hierbei handelte es sich um Vollmilch, fettarme Milch, kohlensäurehaltiges Mineralwasser, Leitungswasser, alkoholfreies Bier, Cola und gezuckerten Fruchtsaft.
Für mich die größte Überraschung: Jedes der Getränke reduzierte das Schärfeempfinden der Chili deutlich. Persönlich hätte ich erwartet, dass einzelne Flüssigkeiten die Wirkung noch verschlimmern könnten.
Der erste Platz ging – wiederum weniger überraschend – an die Milch. Doch auch hier lässt sich ein interessanter Rückschluss ziehen: Wider Erwarten machte der Fettgehalt keinerlei Unterschied. Ursprünglich nahm man eigentlich an, dass das Fett sich um das Capsaicin legt und so für Linderung sorgt. Diese Position muss man nun überdenken, das Protein der Milch scheint nun relevanter zu sein. Auf den weiteren Plätzen lagen das Leitungswasser sowie der Fruchtsaft, der durch den enthaltenen Zucker der Schärfe entgegenwirkt. Aber warum lag dann die Cola hinter dem Saft? Den Forschern zufolge liegt das wohl an der enthaltenen Kohlensäure.
Für die nächste Selbstüberschätzung , Wette oder Mutprobe mit verbundener Schärfeattacke bin also gerüstet! 😊