Gemeinschaftsgarten – Ein Ort des Anstoßes

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Es ist die Sehnsucht der Stadt das Land bei sich zu haben. Je karger, lauter und hektischer es wird, desto mehr wünscht man sich immer wieder auch einen Ort der Ruhe. Wo es grau und heiß vom Asphalt scheint, da braucht es grüne Oasen, welche Schatten spenden können. Gemeinschaftsgärten sind solche Orte. Die bringen ländliches in die Stadt und machen Natur und Menschen wieder erlebbar. Das ist aber noch lange nicht alles, was ein Gemeinschaftsgarten leisten kann.

Was ist ein Gemeinschaftsgarten?

Wir wollen alle möglichst frische und qualitativ hochwertige Lebensmittel haben. Kaum jemand hat heute aber noch nie Zeit und Muße einen Garten allein zu betreiben. Es wird im Allgemeinen unterschätzt, welcher Arbeitsaufwand mit einem Garten verbunden ist. Es muss gesät, gegossen, Unkraut gejätet, geerntet und eingekocht werden. Man hat den Sommer über immer zu tun. Warum nicht die Arbeit aber auch die Freude am Gärtnern miteinander teilen. So haben sich das inzwischen viele Menschen gedacht. Sie haben sich dazu entschieden einen Gemeinschaftsgarten zu betreiben. Was aber ist ein Gemeinschaftsgarten. Die Wissenschaft definiert diese Orte wie folgt:

„Gemeinschaftsgärten sind gemeinschaftlich und durch freiwilliges Engagement geschaffene und betriebene Gärten, Grünanlagen und Parks mit Ausrichtung auf eine allgemeine Öffentlichkeit.“ Rosol (2006: 7)

Vorteile eines Gemeinschaftsgartens

Die Vorteile eines Gemeinschaftsgartens liegen auf der Hand. Für viele mag es tatsächlich die Zeit sein. Einen Garten allein zu bewirtschaften ist nicht immer einfach. Mal fehlt die das Know-how, mal das richtige Werkzeug und meistens macht es in der Gemeinschaft auch einfach mehr Spaß. Gärten sind ein Ort der Begegnung, man lernt seine Mitmenschen besser kennen und verbringt Zeit in der Gemeinschaft. Gerade in der Stadt ist dies nicht mehr selbstverständlich. Gemeinschaftsgärten schaffen somit nicht nur frisches Obst und Gemüse in die Stadt zu bringen, sie verbinden auch auf sozialer Seite die Menschen miteinander.

Gemeinschaftsgärten – Wie alles begann

Die Idee des Gemeinschaftsgartens ist in vielen Ländern Jahrhunderte alt. In den Industrieländern jedoch lange Zeit wenig verbreitet. Vorreiter waren hier in der Tat die USA. Die ersten organisierten Gemeinschaftsgärten entstand dort Anfang der 1970er Jahre in New York. In den armen Vierteln der Stadt lagen zu dieser Zeit viele Flächen brach. Sie wurden von der meist schwarzen oder hispanischen Bevölkerung mit Gärten besetzt. Sie sahen die Chancen dort günstig Lebensmittel anzubauen und ihre Nachbarschaften aufzuwerten. Die New Yorker Stadtverwaltung hat darauf in sehr positiver Art und Weise reagiert und die Nutzung durch die Gärten legalisiert. Zuständig ist hier ein eigens eingerichtetes Büro mit dem Namen „GreenThumb“, in dem man als Gartennutzer oder Anwärter auf einen Garten Unterstützung erfahren kann. Heute muss man nicht mehr nach New York gehen, um Gemeinschaftsgärten bewundern zu können, ob München, Berlin, Bayreuth oder Göttingen, nahezu jede etwas größere deutsche Stadt hat Gärten an denen man mitwirken kann.

Gemeinschaftsgarten

Bereits auf kleiner Fläche lassen sich jede Menge Obst und Gemüse anbauen.

So profitieren Städte von Gemeinschaftsgärten

Die Städte tun nicht schlecht daran die aufkommenden Gemeinschaftsgärten zu unterstützen. Sie profitiert von dem ehrenamtlichen Engagement ihrer Bewohner. So verbirgt sich dahinter eine kostengünstige Möglichkeit hochwertige Nutzung in vernachlässigte Stadtquartiere zu bekommen. Die Gärten dienen als grüne Oase mit Ausstrahlwirkung in das Viertel. Sie können einen Neuanfang demonstrieren und das Leben zurück bringen.

Diese Wirkung bekommen nicht nur Immobilienbesitzer zu spüren. Auch der dort lebende Mensch schafft sich Treffpunkte. Gemeinschaftsgärten stärken den sozialen Zusammenhalt der darin lebenden und arbeitenden Menschen. Das macht die Städte sicherer. Man hat etwas Gemeinsames, auf das man stolz sein kann. Das fördert Identität und damit die soziale Beteiligung der Nachbarschaft und der Gemeinschaft. Genau daran fehlt es in unseren Städten zunehmend. Gärten können helfen Barrieren abzubauen und über ein gemeinsames Thema zusammenzufinden.

Integrationstreiber Garten

Die Tradition des Gartens ist überall auf der Welt gegeben. Es gibt unzählige Obst und Gemüsesorten, die wir hierzulande nicht kennen oder nutzen, andernorts gehören sie stattdessen fast schon täglich auf den Teller. Es gibt Anbaumethoden, die uns nicht bekannt sind, andernorts wird es jedoch genau so gemacht. Das Gartenwissen ist auf die ganze Welt verteilt. Jeder kann von jedem lernen.

Gärten verbinden. Nicht zuletzt deswegen bilden Gemeinschaftsgärten einen perfekten Ort der Integration. Neben den Pflanzen können auch erste Ansätze eines friedvollen interkulturellen Zusammenlebens heranwachsen. Interkulturelle Gemeinschaftsgärten haben sich genau dies zur Aufgabe gemacht. Gemeinsames Gärtnern, der Austausch am Beet und damit die gemeinsam verbrachte Zeit bei gleichen Interessen soll Bande knüpfen und Freundschaften über Kulturen hinweg entstehen lassen. In der Tat zeigen interkulturelle Gartenprojekte, dass dieser Ansatz zur Integration funktionieren kann.

Gemeinschaftsgärten verbessern das Leben

Was gibt es noch über Gemeinschaftsgärten zu sagen? Sie sind der Stein des Anstoßes – im positiven Sinne. Man teilt und erlebt wieder miteinander anstatt gegeneinander oder aneinander vorbei. Wer sich selbst keinen Garten leisten kann, sich einen Garten nicht alleine zutraut, da er noch keine Erfahrung gemacht hat oder einfach naturnah mit Menschen zusammenkommen möchte, der ist in einem Gemeinschaftsgarten gut aufgehoben.

Ein Garten kann das Leben verändern. Er kann das Leben schöner, bunter und zufriedener machen. Man ist stolz und glücklich auf die getane Arbeit. Alles was man tut ist sichtbar, erlebbar, real und fernab der Virtualität.

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